Samstag, 11. Mai 2019

Oceanum Spezial: Die Peking

Ein Flying P-Liner kehrt nach Hamburg zurück

Sie ist nicht der einzige der Flying P-Liner, der den Zahn der Zeit überstanden hat. Dennoch ist die Viermastbark Peking ein bedeutendes Denkmal der Seefahrtsgeschichte. Im Sommer 2017 erreichte der marode Segler nach seiner Atlantiküberquerung huckepack im Dockschiff seinen ursprünglichen Heimathafen Hamburg. Hier wird es in den Originalzustand zur Zeit seines Stapellaufes 1911 versetzt und als Museumsschiff Teil des geplanten Hamburger Hafenmuseums werden. Das OCEANUM-Special „Die Peking“ beleuchtet alle Facetten der Geschichte und Gegenwart des bemerkenswerten Handelsseglers, der immerhin siebzehn mal das legendäre Kap Hoorn umrundete.

Am 16. Mai 1911 wurde die Peking von der Werft Blohm & Voss an die Reederei F. Laeisz abgeliefert, um am 22. Juni 1911 ihre erste Reise in der Salpeterfahrt nach Chile anzutreten. Die Internierung in Valparaiso aufgrund des ersten Weltkrieges beendet vorerst ihre Karriere als Flying P-Liner bis sie 1923 von Laeisz zurückgekauft und wieder in der Salpeterfahrt eingesetzt wird. Am 09. September 1932 ihre Zeit als Handelssegler endgültig vorbei. Sie wird nach England verkauft und erst als Schulschiff Arethusa im Medway River stationiert, 1939 von der Royal Navy requiriert und schließlich 1974 nach New York als Museumsschiff verkauft. 2003 erinnert man sich hierzulande an die alte Laeisz-Lady und nimmt erste Verhandlungen über eine Rückführung nach Hamburg auf.

Eintauchen in die Seefahrtsgeschichte

Dass die Peking nun wieder nach Hamburg zurückgekehren konnte, ist zähen Verhandlungen einigen Glücks- und Zufällen und dem unermüdlichen Engagement von Hamburger Persönlichkeiten zu verdanken. Bevor der Leser aber in die spannende Geschichte der Rettung des Schiffes eintaucht, wird er mit doppelseitigen Bildimpressionen und persönlichen Erinnerungen eines Kap Hoorners an seine Reisen auf der Peking eingestimmt. Es folgt ein Interview mit dem Inhaber des Ingenieurbüros, das mit allen technischen Belangen von der Begutachtung des Zustandes, der Überführung und der Beaufsichtigung der Restaurierungsarbeiten in der Peterswerft beauftragt ist. Die anschließenden bildreich dokumentierten Kapitel stellen für shiplover zweifellos die Highlights des Buches dar. So präsentiert Tobias Gerken bei seinem Besuch in der Peterswerft zahlreiche Konstruktionsdetails und tiefe Einblicke in das Schiff, die aufgrund der aktuellen Arbeiten in dieser Form sicherlich einzigartig sind.

Anatomie eines Flying P-Liners

Kapitel für Kapitel wird deutlich, was für eine Aufgabe bei der Wiederherstellung des Schiffes bewältigt werden muss. Sei es die neue Takelage für die Peking, mit ihren Stahltrossen des laufenden und stehenden Gutes sei es der den Ersatz verrotteter Stahlmasten, Spieren und Rahen, sei es auch nur die fachgerechte Beseitigung von Korrosionsschäden oder die Erneuerung immerhin eines Viertels der Stahlkonstruktion des Rumpfes. Mit einer genauen Beschreibung des Schiffes, seiner Technik, dessen Veränderungen im Laufe der Jahre und seiner Einsatzgeschichte weiß Anreas Gondesen in seinem Beitrag „Ein Meisterstück von Blohm & Voss zu begeistern. Natürlich darf auch ein Essay über die legendäre Reederei Laeisz nicht fehlen.

Die Peking: nicht einfach nur ein Schiff

Eigentlich strotzt dieses Magazin vor spannenden und gut aufgemachten Beiträgen. So wird der Leser beispielsweise in die Zeit der Peking als Ausbildungsschiff Arethusa zurückversetzt und mit Text und Bild mit den damaligen Erziehungsmethoden konfrontiert. Die Fotoreportage des Besuchs auf der Peking, als sie noch total verrottet als Museumsschiff in New York lag, die Chronik der Rettung des Schiffes oder auch die Geschichte des Hamburger Segelmacherunternehmens, das zwischen 1890 und 1914 immerhin die Segel für 40 P-Liner der Reederei Laeisz angefertigt hatte, all diese Beiträge zeigen, welch einen Schatz an Geschichte und Kulturgeschichte der Segler verkörpert. 2020 soll der schwimmende Zeuge des Endes und des Höhepunktes der kommerziellen Segelschiffsära in alter Pracht an seinen Liegeplatz in Hamburg verholt werden.

Harald Focke, Tobias Gerken (Hrsg.): Oceanum Spezial. Die Peking. Oceanum-Verlag 2019. Broschiert, 192 Seiten.

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