Ein Flying P-Liner kehrt nach Hamburg
zurück
Sie ist nicht der einzige der Flying
P-Liner, der den Zahn der Zeit überstanden hat. Dennoch ist die
Viermastbark Peking ein bedeutendes Denkmal der Seefahrtsgeschichte.
Im Sommer 2017 erreichte der marode Segler nach seiner
Atlantiküberquerung huckepack im Dockschiff seinen ursprünglichen
Heimathafen Hamburg. Hier wird es in den Originalzustand zur Zeit
seines Stapellaufes 1911 versetzt und als Museumsschiff Teil des
geplanten Hamburger Hafenmuseums werden. Das OCEANUM-Special „Die
Peking“ beleuchtet alle Facetten der Geschichte und Gegenwart des
bemerkenswerten Handelsseglers, der immerhin siebzehn mal das
legendäre Kap Hoorn umrundete.
Am 16. Mai 1911 wurde die Peking von
der Werft Blohm & Voss an die Reederei F. Laeisz abgeliefert, um
am 22. Juni 1911 ihre erste Reise in der Salpeterfahrt nach Chile
anzutreten. Die Internierung in Valparaiso aufgrund des ersten
Weltkrieges beendet vorerst ihre Karriere als Flying P-Liner bis sie
1923 von Laeisz zurückgekauft und wieder in der Salpeterfahrt
eingesetzt wird. Am 09. September 1932 ihre Zeit als Handelssegler
endgültig vorbei. Sie wird nach England verkauft und erst als
Schulschiff Arethusa im Medway River stationiert, 1939 von der Royal
Navy requiriert und schließlich 1974 nach New York als Museumsschiff
verkauft. 2003 erinnert man sich hierzulande an die alte Laeisz-Lady
und nimmt erste Verhandlungen über eine Rückführung nach Hamburg
auf.
Eintauchen in die
Seefahrtsgeschichte
Dass die Peking nun wieder nach Hamburg
zurückgekehren konnte, ist zähen Verhandlungen einigen Glücks-
und Zufällen und dem unermüdlichen Engagement von Hamburger
Persönlichkeiten zu verdanken. Bevor der Leser aber in die spannende
Geschichte der Rettung des Schiffes eintaucht, wird er mit
doppelseitigen Bildimpressionen und persönlichen Erinnerungen eines
Kap Hoorners an seine Reisen auf der Peking eingestimmt. Es folgt ein
Interview mit dem Inhaber des Ingenieurbüros, das mit allen
technischen Belangen von der Begutachtung des Zustandes, der
Überführung und der Beaufsichtigung der Restaurierungsarbeiten in
der Peterswerft beauftragt ist. Die anschließenden bildreich
dokumentierten Kapitel stellen für shiplover zweifellos die
Highlights des Buches dar. So präsentiert Tobias Gerken bei seinem
Besuch in der Peterswerft zahlreiche Konstruktionsdetails und tiefe
Einblicke in das Schiff, die aufgrund der aktuellen Arbeiten in
dieser Form sicherlich einzigartig sind.
Anatomie eines Flying P-Liners
Kapitel für Kapitel wird deutlich, was
für eine Aufgabe bei der Wiederherstellung des Schiffes bewältigt
werden muss. Sei es die neue Takelage für die Peking, mit ihren
Stahltrossen des laufenden und stehenden Gutes sei es der den Ersatz
verrotteter Stahlmasten, Spieren und Rahen, sei es auch nur die
fachgerechte Beseitigung von Korrosionsschäden oder die Erneuerung
immerhin eines Viertels der Stahlkonstruktion des Rumpfes. Mit einer
genauen Beschreibung des Schiffes, seiner Technik, dessen
Veränderungen im Laufe der Jahre und seiner Einsatzgeschichte weiß
Anreas Gondesen in seinem Beitrag „Ein Meisterstück von Blohm &
Voss zu begeistern. Natürlich darf auch ein Essay über die
legendäre Reederei Laeisz nicht fehlen.
Die Peking: nicht einfach nur ein
Schiff
Eigentlich strotzt dieses Magazin vor
spannenden und gut aufgemachten Beiträgen. So wird der Leser
beispielsweise in die Zeit der Peking als Ausbildungsschiff Arethusa
zurückversetzt und mit Text und Bild mit den damaligen
Erziehungsmethoden konfrontiert. Die Fotoreportage des Besuchs auf
der Peking, als sie noch total verrottet als Museumsschiff in New
York lag, die Chronik der Rettung des Schiffes oder auch die
Geschichte des Hamburger Segelmacherunternehmens, das zwischen 1890
und 1914 immerhin die Segel für 40 P-Liner der Reederei Laeisz
angefertigt hatte, all diese Beiträge zeigen, welch einen Schatz an
Geschichte und Kulturgeschichte der Segler verkörpert. 2020 soll der
schwimmende Zeuge des Endes und des Höhepunktes der kommerziellen
Segelschiffsära in alter Pracht an seinen Liegeplatz in Hamburg
verholt werden.
Harald Focke, Tobias Gerken
(Hrsg.): Oceanum Spezial. Die Peking. Oceanum-Verlag 2019.
Broschiert, 192 Seiten.
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