Börries von
Notz (Mitte) vor der PEKING, Foto Victor Hugo
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Die
Überführung der PEKING und seine Restaurierung ist der Finanzierung durch
Mittel aus dem Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages zu verdanken. In
dessen Sitzung vom 12. November 2015 wurden 120 Millionen Euro für die
Errichtung eines Deutschen Hafenmuseums in Hamburg bewilligt. In dieser Summe
enthalten sind bis zu 26 Millionen Euro für die Überführung und Sanierung der
PEKING, wofür die Stiftung Hamburg Maritim gewonnen werden konnte. Mit der
Entwicklung, der Errichtung und den Betrieb des Deutschen Hafenmuseums wurde
die Stiftung Historische Museen Hamburg beauftragt, von der auch die inhaltliche
Konzeption zur späteren Nutzung der PEKING im Kontext des Deutschen
Hafenmuseums erarbeitet wird.
Die PEKING als Exponat für das Deutsche
Hafenmuseum
Der Flying
P-Liner PEKING, erbaut 1911 bei Blohm & Voss im Auftrag der Hamburger
Ferdinand-Laeisz-Reederei, wird nach der Restaurierung als historisches Objekt
einen wesentlichen Bestandteil des Deutschen Hafenmuseums bilden. Ziel ist es,
die PEKING trotz der erforderlichen Restaurierungsarbeiten als Objekt möglichst
authentisch zu belassen. Das Schiff soll in seiner beeindruckenden Größe mit
einer Länge von 115 Metern und einer Breite von 14 Metern für Besucher aller
Altersklassen erlebbar werden. Die Rekonstruktionen auf dem Schiff sollen sich
auf die Kammern, das Kartenhaus und den Ruderstand auf dem Hauptdeck
konzentrieren. In einem Raum auf dem Brückendeck soll zukünftig die Geschichte
des Schiffes gezeigt werden. Umfangreichere Themen, die mit der Geschichte der
PEKING unmittelbar verbunden sind, wie der Salpeterhandel, die
Segelfrachtschifffahrt und ihre Bedeutung für die Gestaltung von Hafenanlagen,
sollen vertiefend in der Ausstellung des Deutschen Hafenmuseums präsentiert
werden. Ein wichtiges Kriterium für ein erfolgreiches Besuchererlebnis ist die
Möglichkeit einer barrierefreien Zugänglichkeit. Dafür sollen die Treppen und
Niedergänge vergrößert, aber auch ein Fahrstuhl integriert werden. Dieser Umbau
soll optisch möglichst zurückhaltend erfolgen, um einen guten Kompromiss
zwischen Originalbauzustand und heutigen Nutzungsanforderungen herzustellen.
Börries von
Notz: „Die PEKING steht für Hamburg als
eine Drehscheibe des weltweiten Warenhandels. Als ein Frachtsegler, der vom
Stapel lief, als die Dampfschifffahrt schon in hoher Blüte stand, bildet dieser
Schiffstyp den Gipfel einer jahrhundertelangen wenn nicht jahrtausendelangen
Entwicklung. Mit nur 31 Mann Besatzung umsegelte die PEKING die Welt und
transportierte insbesondere Salpeter von Südamerika nach Hamburg. Mit den
Gewinnen aus diesem wirtschaftlich einträglichem Transport und Geschäft wurde
letztlich das Chilehaus und das Kontorhausviertel finanziert, das mittlerweile
zum Weltkulturerbe erklärt wurde.“
Geschichte und Fakten zur PEKING
Baujahr:
1910/11, Jungfernfahrt am 16. Mai 1911 nach Chile
Reederei: F.
Laeisz, Hamburg
Werft: Blohm
& Voss, Hamburg
Typ:
Viermastbark; Rumpf, Masten und Rahen aus Stahl
Höchstgeschwindigkeit:
17 Knoten
Besatzung:
31 Mann (Frachtschiff), 74 Mann (Schulschiff)
Länge über
alles: 115 m
Breite:
14,40 m
Tiefgang:
7,24 m
Segel: 32
mit ca. 4.600 qm Segelfläche und 350 Hissleinen
Ladekapazität:
5.300 t
Höhe
Großmast: 54 m über Wasserlinie
Die Legendären Flying P-Liner
Die PEKING
gehört zu den letzten großen Frachtseglern, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts
aufgrund ihrer Geschwindigkeit, Sicherheit und Präzision noch gegen Dampf- und
Maschinenschiffe antreten konnte. Das stellte sie vor allem als Transportschiff
für den damals stark nachgefragten Salpeter aus Chile unter Beweis. Salpeter
(Natriumnitrat) aus der Atacamawüste wurde als Stickstoffdünger und bei der
Schwarzpulverherstellung eingesetzt. Bis zur Eröffnung des Panamakanals 1914
war die Route trotz aller Unwägbarkeiten die günstigste Möglichkeit, von Europa
zur Westküste Südamerikas zu gelangen. Und die Fahrt lohnte sich für den
Reeder: Bei minimalen Verlustraten der sicheren P-Liner und enormen Gewinnen
durch den Salpeterverkauf war das Risiko kalkulierbar. Die PEKING ist Teil der
Flying P-Liner zu der auch die POMMERN (Jg. 1903, Museumsschiff vor
Mariehamn/Finnland), die PASSAT (Jg. 1911, Museumsschiff vor Travemünde) und
die KRUZENSHTERN ex PADUA (Jg. 1926, aktives russisches Segelschulschiff)
gehören. Ihr Name geht wie der aller Schiffe der P-Liner-Klasse auf den „Pudel“
zurück. So lautete der Spitzname der – lockenköpfigen – Gattin des Reeders Carl
Laeisz.
Das Schicksal der Peking
Der Erfolg
der Flying P-Liner gründete außer auf dem perfekten Zusammenspiel der rund
30-köpfigen Mannschaft auch auf der verlässlichen Schnelligkeit der
„fliegenden“ Segler. Die Effizienzsteigerung bei Dampf- und Maschinenschiffen
läutete dann aber das Ende dieser Erfolgsgeschichte ein. Und die großen
Salpeterfahrten wurden durch die Erfindung des künstlichen Düngers nach dem
Ersten Weltkrieg und die Eröffnung des Panamakanals besiegelt. Nach 17
erfolgreichen Salpeterfahrten aus Chile unter sechs Kapitänen wurde die PEKING
1932 an die Shaftesbury Homes & Arethusa Training Ship Company verkauft, in
ARETHUSA umbenannt und als Schul- und Internatsschiff auf dem River Medway
östlich von London eingesetzt. 1975 wurde das Schiff versteigert und von
amerikanischen Mäzenen, allen voran dem New Yorker Kaffeeimporteur Jack R.
Aron, für 6,5 Millionen Dollar wiederhergestellt und am Haken eines
holländischen Hochseeschleppers nach New York verbracht. Hier, auf dem East
River zu Füßen der berühmten Brooklyn Bridge, lag der imposante Viermaster
wieder unter seinem alten Namen und diente bis vor kurzem dem South Street Seaport
Museum als Museumsschiff. Als ein solches ist sie vielen New Yorkern von
Kindesbeinen an vertraut und hat auch bei vielen Touristen einen bleibenden
Eindruck hinterlassen.
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