Keine zwanzig
Jahre dauerte die Zeit der Kombischifffahrt von Hamburg Süd, HAPAG und NDL nach
dem 2. Weltkrieg. Bereits 1951, zu einer Zeit, als die deutsche Seeschifffahrt
ihren Neustart noch unter erheblichen Schwierigkeiten bewältigen musste, begann
die Hamburg Süd mit ihrem ersten Neubau, dem Kombischiff Santa Ursula, nach
zwölf Jahren Unterbrechung wieder ihren Südamerikadienst. Im Januar 1954
absolvierte der erste Kombischiff-Neubau des Norddeutschen Lloyd, die
Schwabenstein ihre Werftprobefahrt und im April 1954 unternahm der Kombiliner Hamburg
der Hapag ihre Jungfernfahrt. Diese und jeweils zwei weitere Schiffe der beiden
Reedereien bedienten den gemeinsamen Ostasiendienst. In ihrem Buch Mit dem
Kombischiff nach Rio und Fernost Harald Focke und Frank Scherer die
Geschichte der letzten deutschen Kombischiffe.
Eintauchen in die Nachkriegsgeschichte
Die Geschichte
der deutschen Nachkriegskombischiffe ist geprägt von persönlichen Vorlieben der
Reeder, Traditionsbewusstsein und wirtschaftlichen Entscheidungen. All diese
Faktoren in Zusammenhang mit den Nachkriegsbedingungen und der technologischen
Entwicklung machen die spezifischen Charaktermerkmale der Kombiflotte aus. Den
Autoren gelingt es in ihrem Buch durch zeitgenössische Auszüge aus Medien,
Zitate von Kapitänen, Reedern und Mannschaftsmitgliedern den Leser in die damalige Zeit zu versetzen
und durch entsprechende Hintergrundinformationen die Persönlichkeit der Schiffe
herauszuarbeiten. Dabei sparen die Autoren auch nicht mit technischen
Informationen, Decksplänen und Schiffsrissen und – wie bei den Oceanum-Bänden
üblich – mit teils bislang unveröffentlichten historischen Fotos.
Von der (Schiffs) Wiege bis zur (Abwrack)
Bahre
Dass sich
die Autoren in ihrem Buch auf die Schiffe der Hamburg Süd, HAPAG und NDL
konzentrieren, sollte allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich auch
andere deutsche Reedereien in der anfangs zwar prestigeträchtigen, generell
aber nicht mehr wirtschaftlichen Passagierbeförderung auf Frachtschiffen
versucht hatten. Die jedenfalls fand spätestens mit dem Einzug der Container mit
ihren passagierunfreundlichen komplexen logistischen Veränderungen sowie der
zeitlich und wirtschaftlich unschlagbaren Konkurrenz der Luftfahrt ihr Ende.
Ein interessantes Buch, das bei älteren Seefahrtsbegeisterten Erinnerungen
wachruft und für alle Leser mit spannenden Hintergrundinformationen über die
jeweils spezielle Entstehungs- und Ausstattungsgeschichte der Kombiliner aufwartet.
Die Autoren begleiten in ihrem Buch jedes einzelne der 12 vorgestellten Schiffe
von der Bau- bis zur Abwrackwerft. Denn mit dem Ende der Kombischifffahrt der
drei Reedereien war natürlich noch längst nicht das Ende der Schiffe selbst
gekommen. Als letztes Schiff der vorgestellten Serien wurde die Santa Ursula
der Hamburg Süd 1982 in Indien abgewrackt.
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