Sonderausstellung
im Altonaer Museum
Anton Melbye, Der Orkan, 1866 Öl auf LW, Privatsammlung Hamburg Foto SHMH, Elke Schneider |
Melbye ist
bekannt für seine einzigartigen „Meereslandschaften“, die bei seinen Zeitgenossen
außerordentlich begehrt waren. Seine künstlerische Laufbahn begann er 1838 als
Privatschüler Christoffer Wilhelm Eckersberg, dessen neue „Kopenhagener Schule“
die exakte Widergabe des Realen auf der Basis eines intensiven Naturstudiums
propagierte. Anton Melbye emanzipierte sich schnell von der sachlichen Kunstauffassung
Eckersbergs und entwickelte, angeregt durch die Arbeiten des Norwegers Johan
Christian Clausen Dahl und Caspar David Friedrich einen ersten eigenen,
romantischen Stil.
Anton Melbye, Der Leuchtturm von Eddystone, 1844 Öl auf Leinwand, Privatsammlung Hamburg |
Kurz vor
Beginn des Krimkrieges begleitete Melbye die französische Marine ins
Mittelmeer. Als Gast der französischen Botschaft am Bosporus entwickelte der
experimentierfreudige Maler sein Interesse zur Landschaftsmalerei.
Den Orden
der Ehrenlegion verlieh ihm Kaiser Napoleon III jedoch für sein 1854
entstandenes und heute verschollenes Gemälde der Dampffregatte „Napoleon“.
Anton Melbye. Im Sturm 1865 Öl auf Leinwand Privatsammlung |
Als der
Künstler am 10. Januar 1875 in Le Pecq bei Paris starb, hatte er eine
vielschichtige künstlerische und persönliche Entwicklung hinter sich (siehe
Biographie am Ende des Beitrags). Und auch, wenn es vor allem die Seestücke und
Schiffsgemälde waren, die ihm Ruhm und Einkommen verschafften, das Werk Melbyes
umfasst aus künstlerischer Sicht wesentlich mehr, als Marinemalerei.
Die Ausstellung
Mit der
Ausstellung "Melbye. Maler des Meeres" soll dieser Komplexität des
Malers, seiner Zeit und seines Schaffens Ausdruck verliehen werden. Sie
gliedert sich in vier Themenbereiche, die in vier Räumen untergebracht sind.
Der Rundgang beginnt mit Anton Melbyes erster Schaffensphase 1838 bis 1847 in
Kopenhagen im „Goldenen Zeitalter“ dänischer Malerei. Das Revolutionsjahr 1848,
das der Künstler in Paris erlebte, und die Schleswig- Holsteinische Erhebung
sind Thema des zweiten Raums.
Seine künstlerischen Experimente 1848 bis 1857 in
Paris stehen im Mittelpunkt des dritten Saales, gefolgt von der Bosporusreise
1853/54. Im vierten Ausstellungsraum sind Melbyes Landschaften zu entdecken.
Den Rundgang beschließt die Hochphase seines Schaffens 1858 bis 1871. Sie führte
ihn von Kopenhagen nach Hamburg und begründete seinen Ruf als „populärster
Seemaler Europas“.
Anton Melbye, Strandlandschaft mit Reitern 1865, Kohlezeichnung, Privatsammlung Hamburg |
Begleitprogramm
Neben
mehreren Sonntags-Matineen mit Vorträgen, Filmvorführungen und musikalischen Darbietungen
wird zur Ausstellung ein besonderes Familienprogramm angeboten, im Rahmen
dessen sich auch jüngere Besucher in einer Schiffswerkstatt für Kinder, bei
Familienführungen und einigen Seebären-Wochenenden mit dem Maler und dem Malen
des Meeres auseinandersetzen können.
Der
Begleitband zur Ausstellung erscheint am 19. September 2017.
Hrsg. von
Anja Dauschek, Regine Gerhardt und Vanessa Hirsch: Melbye. Maler des Meeres. Dölling
und Galitz Verlag 2017. 240 Seiten, 170 Farbabbildungen, Hardcover mit
Fadenheftung und Lesebändchen, Format 23 x 28 cm.
Anton Melbye, Die Reede von Kopenhagen, 1859-60, Öl auf Leinwand Hamburger Kunsthalle, bpk, Foto Elke Walford |
Anton Melbye - Biografie
1815 – 1848: In Schleswig und Holstein führen nationalliberale Bewegungen zu Unabhängigkeitsbestrebungen vom dänischen Gesamtstaat. Dänemark strebt eine verfassungsrechtliche Einbindung der Herzogtümer an.
1818 - Anton
Melbye wird am 13. Februar in Kopenhagen geboren. Christoffer Wilhelm Eckersberg
(1783-1853) prägt das „Goldene Zeitalter“ dänischer Malerei (1818-1848).
1833 – ca.
1837: Besuch der Schiffskonstruktionsschule.
1838 – 1839:
Kunststudium als Privatschüler bei Eckersberg. Spezialisierung auf Seestücke.
1840:
Ausstellungsdebüt an der Kunstakademie. Christian VIII. wird Melbyes Mäzen. Emanzipation
von Eckersberg.
1841:
Seereisen mit der dänischen Marine in die Nord- und Ostsee, 1844 nach Marokko.
1843: Gewinn
des Neuhausen-Wettbewerbs. Beginn des Konflikts mit dem Kunsthistoriker Niels
Laurits Høyen (1798-1870), der eine an nationalen Ideen orientierte
Kunstpolitik betreibt. Die Nationalromantik dominiert die dänische Kunstszene
für vier Jahrzehnte.
1846: Gewinn
der Ausstellungsmedaille und des Reisestipendiums der Kunstakademie.
1847:
Stockholm-Reise. Antritt des Reisestipendiums in Richtung Paris.
1848:
Februarrevolution in Paris und Beginn der Zweiten Republik. Debüt im Pariser Salon.
Weitere Beteiligungen 1849, 1850/51, 1853 und 1857. Melbye findet zu einer naturnahen
Malweise mit intensivem Kolorit. Parallel mit Camille Corot (1796-1875) ab
1850
Hinwendung zur Kohlezeichnung. Melbye lebt bis 1857 in Paris.
1848 – 1851:
Schleswig-Holsteinische Erhebung. Fortbestand der dänischen Herrschaft über
Schleswig und Holstein.
1851 – 1852:
Längerer Hamburg-Aufenthalt. Erste Ausstellung in Berlin.
1852: Beginn
des Zweiten Kaiserreichs in Frankreich.
1853 – 1854:
Bosporusreise mit der französischen Marine. Osmanischer Medjidie- Orden. Licht
und Natur faszinieren Melbye.
1853/54 –
1856: Krimkrieg zwischen Russland und dem Osmanischen Reich und seinen Alliierten.
1854: In
Paris Ritterorden der Légion d’Honneur. Erste Binnenlandschaften in Öl.
1855:
Beteiligung an der Weltausstellung in Paris, erneut 1862, 1867 und 1873.
Camille Pissarro (1830-1903) wird bis 1857 von Melbye gefördert.
1857:
Hochzeit mit Alice Dupré (1830-1909) in Altona.
1858:
Rückkehr aus Paris nach Kopenhagen. Mitgliedschaft in der Kunstakademie. Dannebrog-Orden.
1860: Umzug
von Kopenhagen nach Hamburg, wo Melbye bedeutende private Sammlerkreise begeistert.
Besonders begehrt sind seine repräsentativen Meereslandschaften in dunkler
Palette.
1862:
Professorentitel der Kopenhagener Kunstakademie.
1864:
Deutsch-Dänischer Krieg. Dänemark verliert die Herrschaft über Schleswig und Holstein
an den Deutschen Bund.
1866:
Skandinavische Kunstausstellung in Stockholm. Mitgliedschaft in der
Kunstakademie. Norwegischer St. Olaf-Orden.
1870 – 1871:
Deutsch-Französischer Krieg. Abdankung Napoléons III. Gründung des Deutschen
Kaiserreichs. Melbye zieht 1871 nach Frankreich.
1872: Erste
Einzelausstellung in Hamburg.
1873:
Medaille für Kunst auf der Weltausstellung in Wien. Schwere Erkrankung, Ende
des Kunstschaffens.
1875: Am 10.
Januar stirbt Melbye in Le Pecq bei Paris. Zweite Einzelausstellung in Hamburg,
eine dritte folgt 1900.
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