Freitag, 8. September 2017

„AHOOBAA – den Ahninnen und Ahnen gewidmet“

Künstlergespräch und Vortrag im Altonaer Museum
Sonntag, dem 17. September 2017 um 15 Uhr und 16 Uhr

Joe Sam-Essandoh AHOOBAA,
Foto SHMH, Elke Schneider
Unter dem Titel „AHOOBAA – den Ahninnen und Ahnen gewidmet“ ist im Altonaer Museum aktuell die Rauminstallation von Joe Sam-Essandoh zu sehen. AHOOBAA ist eine Intervention in der Abteilung zur Handelsschifffahrt im Altonaer Museum, wo die Maskenobjekte zwischen Modellen von Handelsschiffen hängen, die im 18. und 19. Jahrhundert vom Altonaer Hafen aus die Weltmeere befuhren. Mit dieser Rauminstallation erinnert das Altonaer Museum an eine bislang nur wenig bekannte Facette der Altonaer Stadt- und Handelsgeschichte: die Beteiligung der Handelshäuser vor Ort am Dreieckshandel zwischen Europa, Westafrika und der Karibik.

Auf dieser Route wurden Waren aus Europa gegen versklavte Menschen in Afrika gehandelt, die wiederum in der Karibik Zucker, Baumwolle und weitere „Kolonialwaren“ anbauen mussten. Der dänische Gesamtstaat reichte Ende des 18. Jahrhunderts von Nordeuropa und Grönland über Indien und China bis nach Westafrika und in die Karibik. in diesem Kolonialreich war Altona – heute ein Bezirk in Hamburg – die zweitgrößte Stadt. Das Museum versteht diese künstlerische Arbeit als ersten Impuls für die eigene Arbeit. Denn die Rolle Altonas in der dänischen Kolonialgeschichte und den transatlantischen Handelsbeziehungen wird im Altonaer Museum bisher noch nicht erzählt. Die Ausstellung AHOOBAA geht noch bis zum 31.12.2017

Die Veranstaltungen:

Sonntag, 17. September 2017 um 15 Uhr:
Künstlergespräch über die Rauminstallation „AHOOBAA – den Ahninnen und Ahnen gewidmet“
mit dem Künstler Joe Sam-Essandoh und der Kuratorin Hannimari Jokinen

Joe Sam-Essandoh,
AHOOBAA,
Foto afrika-hamburg.jpg
Der ghanaische Künstler Joe Sam-Essandoh zeigt Maskenobjekte aus verworfenen Materialien, die er zum Leben erweckt. Er nutzt gebrauchte Fundstücke, Genussmittel von den Frühstückstischen Europas, Reste aus der Verpackungsindustrie und dem Zivilisationsmüll sowie Stoffe, die der Natur und Handwerkskunst seiner Heimat entliehen sind. Diese Assemblagen weisen auch auf Waren und Rohstoffe hin, die aus Afrika in die westlichen Länder exportiert werden. So erinnern sie mahnend an die „Kolonialwaren“, an die Plünderung des an Rohstoffen reichen Kontinents durch die Industrieländer. Mit ausgeweiteten Augen treten die Masken mit dem Betrachter in einen Dialog, die Zukunft befragend.

Joe Sam-Essandoh geb. in Ghana, lebt als bildender Künstler in Hamburg. Seit 25 Jahren Siebdruck, Graphik, Malerei, Maskenobjekte, Bildhauerei, Photographie. Zahlreiche Ausstellungsbeteiligungen, Lehrtätigkeit in Kunstworkshops.

Hannimari Jokinen geb. in Finnland, lebt und arbeitet als bildende Künstlerin in Hamburg, Kuratorin der Veranstaltungsreihe SANKOFA - Altona in der Karibik, Mitglied im Arbeitskreis HAMBURG POSTKOLONIAL. Projekte, Ausstellungen, Lehrtätigkeit, Forschung und Publikation international zu den Themen Migration, Stadtraum und postkoloniale Erinnerung.

Sonntag, 17. September 2017 um 16 Uhr:
Geschichte der Versklavung: das Unaussprechliche kuratieren
Vortrag (in Englisch) von Jean-François Manicom, Künstler und Kurator am International Slavery Museum in Liverpool

Der Vortrag über den transatlantischen Menschenhandel zeigt die Herausforderungen und Strategien für das Kuratieren solch traumatischer historischer Erfahrungen auf. Am Beispiel des International Slavery Museum in Liverpool und des Memorial ACTe Museum in Guadeloupe berichtet Manicom wie zentral sowohl Archivforschung als auch historische Erfahrung die Gestaltung der permanenten Ausstellungen prägen. Für ihn spielt dabei die zeitgenössische Kunst als Instanz sinnlicher Erfahrung, der Empathie und des Engagements eine wichtige Rolle.

Jean-François Manicom Kurator am International Slavery Museum in Liverpool/UK. M.A. an der IESA Institute of Superior Arts in Paris. Kuratorium der Sammlung aktueller karibischer Kunst am Memorial ACTe in Guadeloupe/Französische Antillen, die erste Institution in der Karibik, die sich der Erinnerung an die Geschichte der Versklavung widmet. 2015 initiierte Manicom das karibische Festival of the Image, das Arbeiten von 41 Kunstschaffenden aus der Region zeigte. Als Kurator ist er auf Photographie, photographische Archive sowie zeitgenössische bildende Kunst spezialisiert. Seit 1998 hat er viele Ausstellungen organisiert, die sich mit den visuellen Zeitdokumenten zur Geschichte der Versklavung in den ehemaligen Plantagengesellschaften in Frankreich, England und der Karibik auseinandersetzen. In seiner eigenen, mit mehreren internationalen Preisen ausgezeichneten photographischen Arbeit beschäftigt er sich mit unserer rätselhaften Gegenwart. In dieser existieren unterschiedliche fragmentierte Erinnerungskulturen nebeneinander. die es zu reflektieren gilt, um daraus Kraft und Visionen für eine mögliche Zukunft zu entwickeln.

Quelle: Presseinformation der Stiftung Historische Museen Hamburg

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