Eine
norddeutsche Novelle
Ein
Sommermorgen an der Elbmündung im Jahre 1925. In Fritjof Dieken kommen bei der
Kontrolle seiner Reusen Erinnerungen hoch. Angenehme und wehmütige Erinnerungen
an seinen Stiefvater Otto sind es, der eine Woche zuvor verstorben war und ihm
das Gasthaus des Ortes hinterlassen hatte. Am Ende aber drängen nicht nur Kindheitserinnerungen
an die Oberfläche. Ein denkwürdiges Ereignis des Jahres 1891 wird mit dem
Ableben Ottos wieder lebendig und stellt Fritjof vor eine Lebensentscheidung.
Schiffbruch, Naturgewalten und echte Typen
Die Novelle
von Matthias Schneider-Dominco greift den Schiffbruch des englischen
Frachtdampfers „Kaffraria“ vor Otterndorf auf. Das Schiff war dem
Jahrhundertwinter des Jahres 1891 zum Opfer gefallen. Bei dem Versuch, die
Ladung zu bergen kam ein Besatzungsmitglied unter ungeklärten Umständen zu Tode.
Die Beschäftigung mit Ottos Nachlass führt Fritjof schließlich auf die Spur der
tatsächlichen Ereignisse.
Es ist eine
stimmungsvolle und bildhafte Novelle, mit der der Autor seine Leser in die
Jahre 1925 und 1891 versetzt und sie das Leben dieser Zeit an der Elbmündung miterleben
lässt. Er trifft auf eine eingeschworene Gemeinschaft mit echten Typen,
gebildet in der Auseinandersetzung mit den Naturgewalten. Da ist der
Stackfischer Fritjof, der von seinem Stiefvater das Buttpedden gelernt hatte,
Fritjofs kauziger Freund Vitus, ebenfalls ein Fischer, bei dem Fritjof plaudernd
und kartenspielend die Sturmnacht verbringt. Oder der verschlagene Bauer
Piekendorn, der unbedingt wissen will, ob Fritjof Ottos Gasthof weiterführen
möchte.
Literarischer Ausflug ans Meer
Natürlich geistert
bereits bei der Lektüre des Klappentextes der Begriff Strandräuberei durch das
maritim angehauchte Hirn. Und so kommt die Auflösung der Fragen, die sich aus
rätselhaften Funden ergeben, nicht völlig überraschend. Die eigentliche Spannung
des Büchleins wird auch gar nicht so sehr durch den „Fall“, sondern vielmehr
durch die lebendig beschriebenen Ereignisse erreicht. Die plattdeutschen und
trotzdem gut verständlichen Dialoge, die historische und natürliche Authentizität
machen die Lektüre selbst zu einem Vergnügen. Dennoch darf an dieser Stelle
nicht verschwiegen werden, dass die Publikation über BoD im buchstäblichen
Sinne einen hohen Preis für das Büchlein fordert.
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