Eine
Geschichte um Liebe und Mythen
Nach einer
Sage der Tschuktschen, einem Polarjägervolk im Nordosten Sibiriens, wird ein
Jäger, der auf einer Eisscholle abtreibt zum fellbewachsenen Ungeheuer Teryky.
Und genau das passiert dem Robbenjäger Goigoi, der kurz zuvor seine große Liebe
Tin-Tin geheiratet hat. Ein Terky, dem es wie Goigoi gelingt, zurückzukehren
hat nach der Legende nichts Menschliches mehr an sich und muss getötet werden.
Im Spannungsfeld zwischen Überlebenskampf, Aberglauben und bedingungsloser
Liebe entsteht eine packende, lebensbejahende und gleichzeitig melancholische Geschichte.
Der Autor
Juri Rytcheu wuchs selbst als Sohn eines Jägers dieses Volkes auf bringt die
Ereignisse, die kulturellen Hintergründe und das Lebensgefühl der Menschen
seiner Geschichte in einer einzigartigen geradezu miterlebbaren Weise zu
Papier. Unglaublich viel Gefühl steckt hier zwischen den Zeilen, bleibt
unausgesprochen und liegt dennoch offen zutage. Denn wortkarg sind die Menschen
in dieser widersprüchlichen Welt zwischen unendlicher Weite und natürlichen
Grenzen zwar, jedoch nicht aus Unvermögen. Es genügt ein Satz, ein Hinweis,
eine Geste und Fragen sind geklärt, Entscheidungen verbindlich getroffen, Grenzen
abgesteckt.
Im Gegenzug dazu
die fast poetischen Darstellungen der Natur, der Jahreszeiten, Landschaften, des
Wetters, der natürlichen Lebensbedingungen, die den Rhythmus der Menschen in
der kleinen Siedlung am Rande des Eismeeres bestimmen. Der Leser ist dabei
sowohl mittendrin als auch außenstehender Betrachter. Er beobachtet und lernt,
ohne dass die zahlreichen Informationen, die im Textfluss treiben, jemals aufdringlich wirken, meist werden sie als
solche gar nicht wahrgenommen. Rytcheu transportiert Stimmungen und Gefühle und
obwohl das Leben und die Werte der Polarjäger so gar nichts mit den Unsrigen zu
tun zu haben scheinen, wirklich fremd sind dem Leser die Protagonisten dem
Leser im Grunde nicht. Außer vielleicht am Schluss, aber der soll hier
natürlich nicht verraten werden.
Es ist ein
feines kleines Buch mit der Erzählung des ersten Schriftstellers der
Tschuktschen. Es macht auf jeden Fall Lust mehr von diesem Autor zu lesen, der
eine ganz besondere Begabung hat, seine Leser einzufangen.
Juri
Rytcheu: Teryky. Unionsverlag
2016. Hardcover, Leinen, 157 Seiten
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen