Schifffahrts-
und Eisenbahnmotive aus sechs Jahrzehnten
Sie war
offensichtlich eine schwere Geburt, die Herausgabe des ersten Buches über Leben
und Wirken des Marinemalers Walter Zeeden. Bereits Anfang des Jahrtausends
sollte die Monografie in der Schriftenreihe des Deutschen Schifffahrtsmuseums (DSM)
erscheinen, scheiterte jedoch am damals gewählten Verlag. Erst Jahre später
wurde die Arbeit am Buch wieder aufgenommen, nach dem Leitungswechsel im DSM
passte es jedoch nicht mehr ins Publikationskonzept des Hauses. Nun, 125 Jahre
nach seiner Geburt, erfährt der Künstler mit dem im Oceanum-Verlag erschienenen
Buch Der Marinemaler Walter Zeeden
(1891-1961), Schifffahrts- und Eisenbahnmotive aus sechs Jahrzehnten eine
umfassende Würdigung.
Zeedens Karriere
als Marinemaler begann, als er 1932 vom Autor vieler Marinebücher und Hauptschriftleiter
zweier Marine-Zeitschriften, Fritz-Otto-Busch, als Illustrator entdeckt wurde. Doch
seine früheste erhalten gebliebene Zeichnung von 1906 zeigt, dass er bereits
als Jugendlicher nicht nur Talent, sondern auch eine große Affinität zur See
und zur Marine hatte. Dennoch begann er seine berufliche Karriere als
Maschinenbauingenieur im Konstruktionsbüro des Lokomotivherstellers Berliner Maschinenbau-Actien-Gesellschaft.
Seit den 1930er Jahren produzierte
Walter Zeesen hunderte Titelbilder und
Illustrationen für Marinezeitschriften und Seefahrtsbücher der Kriegs- und Nachkriegszeit.
Darunter Magazine wie Die Reichsmarine, Die Kriegsmarine, die
Naturwissenschaftlich-technische Zeitschrift ORION oder die SOS-und Anker- Hefte
des Arthur Moewig Verlags.
Walter Zeeden: definiert über sein
Lebenswerk
Das
vorliegende Buch stellt unter anderem eine Aufarbeitung der umfangreichen
Sammlung der Arbeiten Walter Zeedens im Deutschen Schifffahrtsmuseum dar.
Darüber hinaus kommen zeitgenössische Freunde und Kollegen wie Rudolf Ressel, Jochen
Sachse (und Hans Georg Prager zu Wort. Während Zeedens umfangreiches Werk
ausführlich in Form von Bildern, Publikationsverzeichnis und Bildbeschreibungen
gewürdigt wird, ist über das Leben eines der namhaftesten Marinemalers seiner
Zeit nur wenig zu erfahren. Denn außer wenigen erhalten gebliebenen Briefen,
der Korrespondenz mit seinen oben genannten Freunden und deren Erinnerungen ist
kaum etwas über Leben, Einstellungen oder familiäre Herkunft des Künstlers
bekannt. Trotzdem betonen die Autoren, dass sich Zeeden nicht „für die Propagandamaschinerie
des NS-Regimes [eignete] . . . was allerdings nicht heißt, dass er nicht durch
seine Arbeiten . . . in die Propaganda für die Marine mit einbezogen wurde und
dies billigend in Kauf genommen hat.“
Vielseitiger Künstler mit Schwächen
betrachtet
man die im Buch teils ganzseitig publizierten Arbeiten Zeedens, so lässt sich
durchaus eine eindrucksvolle künstlerische Entwicklung und stilistische
Vielfalt erkennen. Denn Zeeden malte und zeichnete bei seinen Illustrationen sehr
auftrags- und zielgruppenorientiert – sicherlich ein Geheimnis seines Erfolges.
Die Monografie über Walter Zeeden ist zweifellos ein interessantes Stück Kulturgeschichte
mit Marine- und Eisenbahnbildern, die beim Betrachter auch unter künstlerischen
Aspekten im Einzelfall durchaus unterschiedliche Gefühle auszulösen in der Lage
sind. Und das nicht nur, weil Zeeden mit der Darstellung von Menschen gewisse
Schwierigkeiten hatte. Neben den großformatigen Abbildungen im Katalogteil
besticht das Buch auch durch bislang unveröffentlichte zeitgenössische
Dokumente, die in Zusammenhang mit Zeedens Leben und Arbeit stehen.
Möglicherweise war das erste Scheitern der Publikation daher ein Glücksfall,
denn die Autoren konstatieren in ihrem
Vorwort: „Die Unterbrechung hat dem Werk gut getan, denn manches war zu dem
früheren Zeitpunkt noch nicht erfasst worden.“
Rüdiger von
Anken, Lars U. Scholl: Der Marinemaler Walter Zeeden (1891-1961). Schifffahrts-
und Eisenbahnmotive aus sechs Jahrzehnten. Oceanum Verlag 2016. Gebunden, 183
Seiten.
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