Der Autor Angus Konstam stellt in seinem Osprey- Buch „Confederate Blockade Runner 1861-65“ die militär- wirtschafts- und schiffbaugeschichtliche Entwicklung der Blockadebrecher der Sezessionskriege in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen.
Der riskante aber lohnende Einsatz der Blockadebrecher war die wichtigste Nachschubader der Südstaatenarmee im Amerikanischen Sezessionskrieg von 1861 bis 1865. Dennoch fristet das Kapitel der Blockadebrecher vor dem Hintergrund der spektakulären Landschlachten oder Panzerschiff-Duelle zu Unrecht ein Schattendasein.
Der Anaconda- Plan und die Blockade der Südstaaten
Als nach Ausbruch des Bürgerkrieges 1861 die Flotte der Nordstaaten begann, im Rahmen des sogenannten Anaconda-Plans die konföderierte Küstenlinie zu blockieren, erkannten Schiffseigner beiderseits des Atlantik schnell die gewaltigen Gewinnmöglichkeiten, die sich daraus ergaben. Für die südlichen Agrarstaaten war es schlichtweg unmöglich, ihre Armee aus eigenen industriellen Ressourcen heraus auszurüsten und zu versorgen. Importe von Kriegsmaterial waren für die Südstaaten-Armee existenziell. Dies und das Risiko für Blockadebrecher, von der Nordstaaten-Navy aufgebracht zu werden, trieben natürlich die Preise für Konterbande und damit die Gewinne in die Höhe. So lohnte es sich wiederum für Privatleute in das lukrative Geschäft zu investieren, zumal die Südstaaten-Regierung selbst außerstande war, mit ihrer eigenen Flotte einen substanziellen Beitrag zur Truppenversorgung beizutragen.
Blockade Runner, die High-Tec- Blockadebrecher
Waren es zunächst normale Schaufelraddampfer, die die überwiegend aus Segelschiffen bestehende Blockadeflotte auszumanövrieren und damit den Blockadering in der Lage waren, zu durchbrechen, entwickelte sich bald eine Art „Rüstungswettlauf“. Die Blockade wurde effektiver und sowohl die Strategien als auch die Schiffe der wagemutigen Kaufleute ebenfalls. So wurden die Schiffe zunächst für ihren speziellen Einsatz umgebaut und schließlich entstanden auf den britischen Werften spezielle „Blockade Runner“ die schnellsten Dampfschiffe ihrer Zeit. Während des gerade einmal vier Jahre dauernden Booms der Blockadebrecher nahm die Dampfschifffahrt eine technologisch gewaltige Entwicklung. Angus Konstam beschreibt, wie die hölzernen Rümpfe durch Eiserne ersetzt, wie die Dampfmaschinen von gewaltigen, verhältnismäßig unzuverlässigen Monstern zu effektiven Antriebsaggregaten wurden und wie sich das Design der – aus gutem Grunde immer noch - Schaufelraddampfer den spezifischen Anforderungen an Geschwindigkeit, Tarnung und Ladekapazität angepasst hatte.
Tarnung und Geschwindigkeit – Blockadebrecher im Einsatz
„Confederate Blockade Runner 1861-65“ behandelt aber, illustriert durch zahlreiche attraktive Farbtafeln von Tony Bryan, nicht nur den schiffbautechnischen Aspekt dieses Teils der Amerikanischen Bürgerkriegsgeschichte. Die logistischen Strukturen, die sich Im Laufe der Kriegsjahre entwickelt hatten und über die die für die Südstaaten bestimmten Warenströme aus Europa über die Bermudas und Bahama vor allem nach Charleston und Wilmington geschleust wurden, gehören ebenfalls zu den faszinierenden Kapiteln der Sezessionskriege. Nicht zuletzt natürlich sind es auch die Geschichten der herausragenden Vertreter der insgesamt weit über 300 kurzlebigen Blockade Runner und ihrer Kapitäne, die dem Leser die historischen Ereignisse anschaulich machen. Und so behandelt Angus Konstam im Kapitel „The Operation of Blockade Runners“ auch die praktische Seite des riskanten Geschäftes. Mit welchen Tricks und Taktiken wurden die Unionsschiffe beim Verlassen und Einlaufen in die Häfen ausmanövriert und getäuscht? Wie wurden die Schiffe ausgerüstet, wer bildete die Mannschaft, wie war das Geschäft organisiert?
Blockadebrecher, Handelsstörer und Panzerschiffe
Die Geschichte der Blockadebrecher stellt ebenso wie die Geschichte der konföderierten Handelsstörer oder der Einsatz von „Ironclads“ ein ganz zentrales Element der konföderierten Kriegsstrategie dar. Erst in ihrem Zusammenhang und vor dem Hintergrund der vielfältigen ökonomischen und politischen Verbindungen nach Europa, wird am Ende Art und Verlauf des Sezessionskrieges nachvollziehbar. Letztendlich stehen die militärischen Erfolge oder Misserfolge der konföderierten Armee in direktem Zusammenhang mit der über die spektakulären Panzerschiffsduelle hinaus kaum beachteten Marinegeschichte des amerikanischen Bürgerkrieges. Und wie bereits in seinen anderen Osprey-Büchern zum „Civil War“ ist es Konstam auch hier wieder gelungen, eben diese Zusammenhänge zu vermitteln.
Angus Konstam: Confederate Blockade Runner 1861-65. Osprey Publishing 2004. Taschenbuch, 48 Seiten.
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