Als sich die Südstaaten 1861 als Konföderation von der nordamerikanischen Union abgespalten hatten, war die neue konföderierte Regierung auf die folgenden militärischen Auseinandersetzungen nur schlecht vorbereitet. Und so war auch der Marineminister des Südstaatenbundes gleich mit mehreren Problemen konfrontiert.
Anschaulich schildert der Autor von „Confederate Raider 1861 – 65“, Angus Konstam, in seinem 2003 erschienenen Osprey- Buch aus der „New Vanguard- Serie“ die nahezu unmöglich zu bewältigende Herausforderung, vor der der Marineminister Stephen R. Malloy nun stand.
Da galt es einerseits, die lange Küstenlinie der Südstaaten vor den Angriffen der übermächtigen Nordstaatenmarine zu schützen. Zudem musste der Krieg natürlich zum Feind getragen werden, sollte dieser, wie Malloy anstrebte, zu Friedensverhandlungen bewegt werden. Eine hierfür geeignete Navy war jedoch schlichtweg nicht vorhanden und die konföderierten Werftkapazitäten für den schnellen Aufbau einer schlagkräftigen Flotte viel zu beschränkt.
Panzerschiffe und Hafenbesfestigungen
Malloys Lösung bestand in einer konsequent umgesetzten Dreifachstrategie. Zunächst entschied er, die beschränkten industriellen Kapazitäten für den Bau von Dampf getriebenen Panzerschiffen (Ironclads), ausgestattet mit modernster Artillerie, zu nutzen, um der zahlenmäßig weit überlegenen, aber nahezu ausschließlich aus Segelschiffen bestehenden Unionsflotte etwas entgegenzusetzen. Im Zweiten Schritt trieb er den Ausbau der südstaatlichen Hafenbefestigungen voran, die in Kombination mit den „Ironclads“ ein sehr effektives Verteidigungskonzept darstellten. Die Antwort der Nordstaaten war die Blockade, die wiederum dazu führte, dass die Konföderierten ihre auf die Häfen verteilten maritimen Kräfte nicht zu einem kombinierten Angriff auf die Blockadeflotte der Union nutzen konnten.
Konföderierter Kaperkrieg als zukunftsweisende Marinestrategie
Basierend auf den Erfahrungen des Amerikanisch-Britischen Krieges von 1812 setzte der konföderierte Marineminister als drittes Standbein seiner Mehrfachstrategie auf eine Flotte von Kaperschiffen der Navy als Offensivkraft. Mit diesen Schiffen, die Mangels eigener Kapazitäten in England gebaut worden waren, sollte der Seehandel der Union nicht nur gestört, sondern weitestgehend zum Erliegen bebracht werden. Und vor diesem Hintergrund entwickelte Malloy letztendlich ein modernes Konzept des traditionellen Kaperkrieges, dass nicht nur in der Strategie der U-Boot-Waffe sondern auch der sogenannten Handelsstörer des ersten und zweiten Weltkrieges seinen Niederschlag gefunden hatte.
CSS Alabama, ein legendärer Handeslsstörer
Natürlich beschreibt Konstam in „Confederate Raider 1861-65“, illustriert von historischen Fotos, Abbildungen und hervorragenden Bildtafeln von Tony Bryan, Konstruktion, Einsatz, Bewaffnung, Bemannung und Geschichte der teilweise sehr erfolgreichen Confederate Commercial Raiders und ihrer Kommandanten, von denen hier nur die legendäre CSS Alabama unter Kapitän Raphael Semmes genannt werden soll.
Angus Konstams „Confederate Raiders“ beinhaltet aber auch die geradezu abenteuerliche Geschichte von James Bullochs Liverpooler „Flottenbauprogramm“. Bulloch, ein Zivilangestellter des konföderierten Marineministeriums, hatte die Aufgabe übernommen, ausgerechnet im neutralen Großbritannien Kaperschiffe für die Südstaatenmarine bauen zu lassen. Wie Bulloch im peinlichst auf seine Neutralität achtenden Großbritannien Unionsspione und misstrauische britischen Behörden am Rande der Legalität ausgetrickst hatte, um eine hochmoderne Handelsstörerflotte auf Liverpooler Werften entstehen zu lassen, ist ein spannendes Kapitel der konföderierten Marinegeschichte, die Konstam seinem Leser recht lebendig vermittelt.
Angus Konstam und die maritime Literatur
Neben den gut recherchierten und kompakt aufbereiteten militärgeschichtlichen Informationen, die man von den Osprey-Serien ebenso gewohnt ist, wie die anschaulichen und auch für Schiffsmodellbauer immer wieder aufschlussreichen Illustrationen, bietet „Confederate Raider 1861-65“ zudem noch ein besonderes Lesevergnügen. Dies ist zum Einen sicherlich der teilweise abenteuerlichen Geschichte selbst geschuldet, zum Anderen aber auch Verdienst des erfahrenen schottischen Autors von den Orkneys, der seine Karriere als Marineoffizier begonnen hatte und nach seiner Tätigkeit als Museumsdirektor in London und Florida, inzwischen als Vollzeit-Autor mit weit über 50 veröffentlichten Sachbüchern zu maritimen Themen, in Edinburgh arbeitet.
Angus Konstam: Confederate Raider 1861-65. Osprey Publishing 2003. Taschenbuch, 48 Seiten.
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