"Stanton's American Steam Vessels" ist ein ungekürzter Nachdruck eines 1895 erschienenen Buches mit Abbildungen und Beschreibungen von rund 250 amerikanischen Fluss- und Küstendampfschiffen des 19. Jahrhunderts.
Die Bandbreite der amerikanischen Dampfschiffe in Konstruktion und Aussehen im Laufe des 19. Jahrhunderts ist enorm. Ob für den Einsatz zur See, an der Küste, auf den großen Seen, oder auf den verschiedenen Flusssystemen, jedes Einsatzgebiet hatte recht eigenständige und oft auch eigenwillige Schiffsentwicklungen zur Folge. Dabei gingen die amerikanischen Schiff- und Bootsbauer, wie die sogenannten Mississippidampfer der westlichen Flusssysteme zeigen, oft weniger wissenschaftlich sondern vielmehr nach dem Prinzip Versuch und Irrtum vor. Faszinierende, originelle und oft genug auch skurril erscheinende Dampfer befuhren daher im 19. Jahrhundert so ziemlich jede amerikanische Region, in der ausreichend Wasser zu finden war.
Ward, Stanton and Company, Pioniere der Dampfschifffahrt
Der Autor des Buches ‚Stantons American Steam Vessels’, Samuel Ward Stanton wurde 1870 geboren, kurz bevor sein Vater, ein Schiffbauer, 1872 eine Gesellschaft zum Bau von Dampfmaschinen gründete. ‚Ward, Stanton and Company’ führte schließlich gegen 1876 den Eisenschiffsbau am Hudson River ein und baute nicht nur die Schiffe, sondern auch gleich die dazugehörigen Dampfmaschinen. Die Gesellschaft verschaffte sich innerhalb weniger Jahre einen Ruf als seriöses und innovatives Unternehmen. Auch Samuel Stanton erwies sich als visionärer Konstrukteur, der zur Erfüllung der Kundenwünsche schon einmal ungewöhnliche Wege ging. Das eiserne Dampfschiff ‚Montclair’ beispielsweise wurde auf der Werft der ‚Ward, Stanton and Company’ gebaut und die Eisenplatten dabei statt mit Nieten mit Bolzen zusammengefügt. So konnte das Schiff nach seiner Fertigstellung wieder auseinander genommen zum Kunden transportiert und dort wieder zusammengebaut werden.
Entwicklung der amerikanischen Dampfschifffahrt
Dieser fachliche Hintergrund ist es schließlich, der die systematische Sammlung Stantons zur Geschichte der amerikanischen Dampfschifffahrt nicht nur für den Marinehistoriker so interessant und wertvoll macht. Denn seine Dampfschiffillustrationen sind zwar keine technischen Zeichnungen, sondern eher künstlerische und perspektivische Darstellungen, aber dennoch von einer hohen Detailkorrektheit geprägt. Rund 800 Dampfschiffillustrationen hatte Samuel Ward Stanton angefertigt, von denen 268 einschließlich technischer Beschreibungen und Eckdaten zu Werft, Einsatzbereich oder Schicksal ihren Weg in sein Buch gefunden haben. Die faksimilierten Texte sind allerdings nichts für schlechte Augen. Neben den bekannten amerikanischen Größen der Dampfschifffahrt, wie etwa Fultons erstes funktionierendes Dampfschiff ‚Clermont’, das die ‚historische Schiffsparade’ anführt oder die Savannah, das erste Dampfschiff, das den Atlantik überquert hatte findet der Betrachter auch unbekanntere Schiffe und Typen, die jedoch für die von Stanton beabsichtigte systematische Darstellung der Entwicklung der amerikanischen Dampfschiffe in den verschiedenen Regionen und Einsatzbereichen notwendig sind.
Literatur zur amerikanischen Dampfschifffahrt
Frachtschiffe der großen Seen, Transatlantikdampfer, Schlepper, Hafen- und Flussfähren, die Flusskanonenboote des Bürgerkriegs oder die Hochseekreuzer zum Ende des19. Jahrhunderts, nahezu jeder Schiffstyp ist in ‚Stanton’s American Steamvessels’ jeweils auf einer Seite dokumentiert. Eine wahre Schatztruhe für den Shiplover. Natürlich findet der Leser hier auch eine Auswahl der berühmten ‚Lastesel’ der Flusssysteme des amerikanischen Westens, der sogenannten Mississippidampfer.
Samuel Ward Stanton. Stanton’s American Steam Vessels, The Classic Illustrations. Dover Publications 2002. Paperback, 255 Seiten.
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