Obwohl die ersten Panzerschiffe in Europa gebaut worden waren, hatte kaum ein Ereignis die Entwicklung des Seekrieges so verändert, wie das Duell des konföderierten Kasemattpanzerschiffes „Virginia“ mit dem Turmpanzerschiff „Monitor“ der Nordstaaten im amerikanischen Bürgerkrieg.
In der Osprey-Reihe „Duell“, beschreibt der Militärkistoriker Ron Field in seinem Buch „Confederate Ironclad vs Union Ironclad“ die Geschichte der amerikanischen Panzerschiffe bis zur Seeschlacht von Hampton Roads 1862, einer Wasserstraße zwischen der Chesapeake Bay und dem James River an der Küste Virginias.
Eigentlich waren es die Franzosen, die das Wettrüsten bei den Panzerschiffen auslösten. Zwar hatten sie bereits seit 1810 mit einer Panzerung durch Eisenplatten bei hölzernen Segelschiffen experimentiert, aber erst mit dem Stapellauf der direkt als Panzerschiff konstruierten La Gloire, und der schnellen britischen Antwort in Form des für damalige Verhältnisse revolutionären Panzerschiffes HMS Warrior war das Ende der nach ihren Vollgeschossen „Ironsides“ genannten hölzernen Segelkriegsschiffe eingeleitet. Nun waren die nach ihrer Panzerung kategorisierten dampfgetriebenen 'Ironclads' in den wichtigsten Marinen der Welt angesagt.
Die Amerikaner taten sich mit dieser Entwicklung zunächst schwer. Kurz vor dem Ausbruch des Bürgerkrieges 1861 experimentierten die Südstaatler mit der ersten schwimmenden Batterie, deren Kanonen durch Eisenpanzerung geschützt waren. Unter dem Spitznamen „Schlachthaus“ nahm die schwimmende Batterie an der Bombardierung von Fort Summer teil.
Kasemattschiff Virginia gegen Turmpanzerschiff Monitor
Um die Blockade der überlegenen Nordstaaten-Navy zu brechen, setzten die Konföderierten wie Ron Field in „Confederate Ironclad vs Union Ironclad“ beschreibt, nun auf Panzerschiffe. Und bereits im Oktober 1861 fand die erste Auseinandersetzung zwischen einem konföderierten Panzerschiff und einem ungepanzerten Blockadeschiff der Union statt. Zwangsläufig mussten die Nordstaaten das Wettrüsten aufnehmen und bauten die Monitor, während die Südstaaten aus dem Rumpf der erbeuteten US- amerikanischen Fregatte Merrimack das „Virginia“ getaufte Panzerschiff aufbauten. Sicherlich wären diese Schiffe historisch kaum in Erscheinung getreten, wäre da nicht die bemerkenswerte Schlacht in Hampton Roads 1862 gewesen, die Ron Field im Buch „Confederate Ironclad versus Union Ironclad“ beschreibt und analysiert. Das Kasemattschiff Virginia hatte seine Überlegenheit gegenüber herkömmlichen Schiffen durch die Vernichtung zahlreicher konventioneller Nordstaaten-Schiffe unter Beweis gestellt, wobei sie selbst, belegt mit unzähligen gegnerischen Breitseiten kaum Schaden genommen hatte. Das war am ersten Tag der Schlacht, die auch in Europa großes Aufsehen erregt hatte. Am zweiten Tag erschien das Turmpanzerschiff der Nordstaaten Monitor und lieferte sich ein scheinbar unentschiedenes Gefecht mit der Virginia. Tatsächlich, so die Analyse Ron Fields, hatte die Monitor nach Punkten gesiegt und hätte die Virginia wahrscheinlich vernichtet, wären da nicht gewisse Einschränkungen gewesen. So herrschte letztendlich angesichts des sich über viele Stunden hinziehenden gegenseitigen Bombardements ein gewisser Munitionsmangel an Bord. Zudem verfügten beide Schiffe lediglich über Vollgeschosse, also massive Eisenkugeln, die, wie ein Zeitgenosse berichtete, wie Gummibälle von der Panzerung absprangen.
Das Duell in Hampton Roads 1862
Panzerbrechende Sprenggranaten gab es zu dieser Zeit durchaus und die europäischen Seemächte hatten ihre Panzerschiffe bereits mit entsprechenden Geschützen und Munition ausgerüstet. Das Duell der beiden „Konzeptschiffe“ aber (die Südstaaten bauten weiterhin Kasemattschiffe, die Nordstaaten Turmschiffe) war letztendlich für alle Marinen der Welt ein willkommenes Experiment und bleibt schiffahrtsgeschichtlich daher unvergessen.
In „Confederate Ironclad vs Union Ironclad“ schildert Ron Field den ganzen historischen Prozess, der 1862 zu dem denkwürdigen Duell in Hampton Roads geführt hatte. Eine Chronologie der relaventen Ereignisse, detaillierte Beschreibungen von Konstruktion und Entstehung der beiden Kontrahenten, eine Auflistung sämtlicher amerikanischer Panzerschiffsklassen des Bürgerkriegs, eine Fülle technischer Details und nicht zuletzt militärgeschichtlich strategische Bewertungen machen das Buch zu einer echten Fundgrube. Natürlich darf man nicht die bei Osprey üblichen hervorragenden Illustrationen, 3D- Schnitte und Detailansichten vergessen, die diesmal von Howard Gerrard, Peter Bull und Tony Bryan erstellt worden sind.
Ron Field: Confederate Ironclad vs Union Ironclad – Hampton Roads 1862. Osprey Publishing 2008. Taschenbuch, 80 Seiten.
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