Frederic Henrik af Chapman wurde 1721 als Sohn eines Göteburger Werftkapitäns in Schweden geboren. Seine Schiffbauerausbildung begann er 1738 und arbeitete schließlich auf verschiedenen Werfen, unter anderem auch als Schiffszimmermann in London. Dort studierte er Mathematik und Physik und widmete sich schließlich der Schiffskonstruktion.
1768 wurde Chapmans Werk „Architectura Navalis Mercatoria“ mit 62 Tafeln von Schiffsrissen des 18. Jahrhunderts in Stockholm veröffentlicht, 1775 folgte Chapmans Abhandlung zum Schiffbau, das „Tractat om Skepps-Byggerit“. Im Vorwort seiner Abhandlung zum Schiffbau und den von ihm entwickelten wissenschaftlichen Konstruktionsmethoden, stellt Chapman fest, dass der Schiffbau seit seinem Beginn eine Frage der Erfahrung gewesen sei. Versuch und Irrtum hätten die Schiffsformen so weit entwickelt, dass auf dieser Basis keine Fortschritte mehr zu erwarten seien. Eine gute Theorie zum Schiffbau müsse nun entwickelt werden. Und wie so etwas aussieht, das demonstriert er dann in den folgenden Kapiteln des „Tractat om Skepps-Byggerit“.
Der Klassiker zum Schiffbau des 18. Jahrhunderts
Die „Architectura Navalis Mercatoria“ ist seit ihrem ersten Erscheinen zusammen mit der Abhandlung zum Schiffbau immer wieder neu aufgelegt worden und inzwischen erreichen antiquarische Ausgaben – zu denen übrigens auch die letzte deutschsprachige von 1991 gehört- horrende Liebhaberpreise. Da freut man sich, dass mit der englischsprachigen Neuauflage von 2006 wieder ein erschwingliches Werk des Klassikers zum Schiffbau des 18. Jahrhunderts auf dem Markt ist. Natürlich unterscheiden sich die Auflagen in ihrer Ausstattung immer wieder voneinander. So sind die Plantafeln der 2006er Dover Publications–Ausgabe beispielsweise als Buchseiten im A4-Format und nicht wie in der 1991er deutschsprachigen Ausgabe ausklappbar auf A3 gedruckt.
Inhaltlich bietet auch die „Architectura Navalis Mercatoria“ des Dover-Verlages das volle Programm. Selbstverständlich finden sich hier alle 62 Tafeln mit den Schiffsrissen von Handels- und Kriegsschiffen, Jachten und Piratenschiffen oder Skizzen von Segelplänen, eine Fundgrube, die sich aber erst durch das Faksimile des historischen Inhaltsverzeichnisses so richtig erschließt, denn auf den Tafeln selbst sind keine Erläuterungen zu finden.
Chapmans Untersuchung der Proportionen von Kaperschiffen
Auch die Abhandlung zum Schiffbau ist natürlich enthalten. Hier stellt Chapman Überlegungen zum Wasserwiderstand von Schiffsrümpfen an, kurz, knapp und präzise mit zahlreichen Berechnungsformeln mit Logarithmen und Ableitungen, die ebenso wie die Differenzial- und Integralgleichungen bei der Größenberechnung von Schiffen das Mathematikstudium des Schiffsbauers unter Beweis stellen.
Sicherlich sind es nicht immer die mathematischen Formeln, die bei dem Leser der „Architectura Navalis Mercatoria“ zu Begeisterungsausbrüchen führen. Aber die Überlegungen, die sich hinter den umfangreichen Zahlenwerken verbergen und von Chapman natürlich auch verbal dargestellt werden, sind schon interessant. Ebenfalls interessant ist die Auswahl an Themen, die sich Chapman für seine wissenschaftlichen Betrachtungen vorgenommen hat. Da geht es um die Proportionen von Kaperschiffen, um die Proportionen von Masten und Rahen von Handelsschiffen, um Tonnage, Ladung und Raumaufteilung und alles hat zum Ziel, am Ende ein Instrumentarium an der Hand zu haben, um auf den Reisbrett ein für den jeweiligen Zweck optimales Schiff nach wissenschaftlichen Kriterien zu entwerfen.
Fredrik Henrik af Chapman: Architectura Navalis Mercatoria – The Classic of Eighteenth- Century Naval Architecture. Dover Publications 2006. Taschenbuch, 152 Seiten.
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