Donnerstag, 28. Juli 2016

Der Marinemaler Walter Zeeden

Schifffahrts- und Eisenbahnmotive aus sechs Jahrzehnten

Sie war offensichtlich eine schwere Geburt, die Herausgabe des ersten Buches über Leben und Wirken des Marinemalers Walter Zeeden. Bereits Anfang des Jahrtausends sollte die Monografie in der Schriftenreihe des Deutschen Schifffahrtsmuseums (DSM) erscheinen, scheiterte jedoch am damals gewählten Verlag. Erst Jahre später wurde die Arbeit am Buch wieder aufgenommen, nach dem Leitungswechsel im DSM passte es jedoch nicht mehr ins Publikationskonzept des Hauses. Nun, 125 Jahre nach seiner Geburt, erfährt der Künstler mit dem im Oceanum-Verlag erschienenen Buch Der Marinemaler Walter Zeeden (1891-1961), Schifffahrts- und Eisenbahnmotive aus sechs Jahrzehnten eine umfassende Würdigung.
Zeedens Karriere als Marinemaler begann, als er 1932 vom Autor vieler Marinebücher und Hauptschriftleiter zweier Marine-Zeitschriften, Fritz-Otto-Busch, als Illustrator entdeckt wurde. Doch seine früheste erhalten gebliebene Zeichnung von 1906 zeigt, dass er bereits als Jugendlicher nicht nur Talent, sondern auch eine große Affinität zur See und zur Marine hatte. Dennoch begann er seine berufliche Karriere als Maschinenbauingenieur im Konstruktionsbüro des Lokomotivherstellers Berliner Maschinenbau-Actien-Gesellschaft. Seit den 1930er  Jahren produzierte Walter Zeesen  hunderte Titelbilder und Illustrationen für Marinezeitschriften und Seefahrtsbücher der Kriegs- und Nachkriegszeit. Darunter Magazine wie Die Reichsmarine, Die Kriegsmarine, die Naturwissenschaftlich-technische Zeitschrift ORION oder die SOS-und Anker- Hefte des Arthur Moewig Verlags.

Walter Zeeden: definiert über sein Lebenswerk

Das vorliegende Buch stellt unter anderem eine Aufarbeitung der umfangreichen Sammlung der Arbeiten Walter Zeedens im Deutschen Schifffahrtsmuseum dar. Darüber hinaus kommen zeitgenössische Freunde und Kollegen wie Rudolf Ressel, Jochen Sachse (und Hans Georg Prager zu Wort. Während Zeedens umfangreiches Werk ausführlich in Form von Bildern, Publikationsverzeichnis und Bildbeschreibungen gewürdigt wird, ist über das Leben eines der namhaftesten Marinemalers seiner Zeit nur wenig zu erfahren. Denn außer wenigen erhalten gebliebenen Briefen, der Korrespondenz mit seinen oben genannten Freunden und deren Erinnerungen ist kaum etwas über Leben, Einstellungen oder familiäre Herkunft des Künstlers bekannt. Trotzdem betonen die Autoren, dass sich Zeeden nicht „für die Propagandamaschinerie des NS-Regimes [eignete] . . . was allerdings nicht heißt, dass er nicht durch seine Arbeiten . . . in die Propaganda für die Marine mit einbezogen wurde und dies billigend in Kauf genommen hat.“

Vielseitiger Künstler mit Schwächen

betrachtet man die im Buch teils ganzseitig publizierten Arbeiten Zeedens, so lässt sich durchaus eine eindrucksvolle künstlerische Entwicklung und stilistische Vielfalt erkennen. Denn Zeeden malte und zeichnete bei seinen Illustrationen sehr auftrags- und zielgruppenorientiert – sicherlich ein Geheimnis seines Erfolges. Die Monografie über Walter Zeeden ist zweifellos ein interessantes Stück Kulturgeschichte mit Marine- und Eisenbahnbildern, die beim Betrachter auch unter künstlerischen Aspekten im Einzelfall durchaus unterschiedliche Gefühle auszulösen in der Lage sind. Und das nicht nur, weil Zeeden mit der Darstellung von Menschen gewisse Schwierigkeiten hatte. Neben den großformatigen Abbildungen im Katalogteil besticht das Buch auch durch bislang unveröffentlichte zeitgenössische Dokumente, die in Zusammenhang mit Zeedens Leben und Arbeit stehen. Möglicherweise war das erste Scheitern der Publikation daher ein Glücksfall, denn  die Autoren konstatieren in ihrem Vorwort: „Die Unterbrechung hat dem Werk gut getan, denn manches war zu dem früheren Zeitpunkt noch nicht erfasst worden.“

Rüdiger von Anken, Lars U. Scholl: Der Marinemaler Walter Zeeden (1891-1961). Schifffahrts- und Eisenbahnmotive aus sechs Jahrzehnten. Oceanum Verlag 2016. Gebunden, 183 Seiten.

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