Dienstag, 23. Oktober 2018

50 Schiffe, die unsere Welt veränderten

Natürlich dürfen berühmte Namen wie HMS Victory, Great Britain oder Titanic in einem Buch über 50 bedeutende Schiffe und Schiffstypen der Geschichte nicht fehlen. Darüber hinaus aber findet der Leser auch Wasserfahrzeuge, deren Hintergründe und Schicksale nicht jedem geläufig sind. Das beginnt mit der Sonnenbarke von Pharao Cheops geht über Robert Fultons innovative Schiffskonzepte bis zur SS Ideal X, der „Mutter aller Containerschiffe“.


Seefahrts- und Technikgeschichte an ausgewählten Beispielen

Der etwas plakative Titel täuscht darüber hinweg, dass die Schiffs- und Schiffstypenvorstellungen in diesem Buch durchaus komplexer aufgearbeitet sind, als man zunächst erwartet. Und natürlich (oder glücklicherweise) versucht der Autor nicht, den Titel allzu wörtlich umzusetzen. Denn selbstverständlich hat kein einziges Schiff die Welt verändert. Vielmehr lassen sich bestimmte Schiffe und Schiffstypen als Beispiele und Ergebnisse technisch-kultureller Entwicklungen begreifen, die prägend für die Zukunft waren. Und so manche schiffbautechnische Entwicklung hat dazu beigetragen, die veränderten Bedürfnisse von Gesellschaften, Herrschenden und Wirtschaft zu befriedigen. Geeignete Schiffe ermöglichten die Entdeckung, Eroberung und Besiedlung der Welt und erlaubten großräumige Handelsbeziehungen.

Eine „Weltveränderung“ kommt selten allein

Tatsächlich stehen die 50 vom Autor Ian Graham ausgewählten Schiffe nicht für sich allein. Am Beispiel des weltweit erstmals kommerziell erfolgreichen Dampfschiffes Clermont des Ingenieurs Robert Fulton wird das Konzept des Buches deutlich. Neben einem kurzen Abriss über die ersten Versuche, die Dampfmaschine als Antrieb an Bord von Schiffen zu bringen stellt der Autor auch den Werdegang Fultons vor. Die Clermont, das Dampfschiff, das „Geschichte schreiben sollte“ war letztendlich ein Ergebnis von Fultons Erfindergeist und politisch-wirtschaftlichem Einfluss des ehemaligen US-Botschafters Robert R. Livingston, der sich das Monopol zum Dampfschiffsbetrieb auf dem Hudson River gesichert hatte. Der kommerzielle Erfolg des Schiffes verschaffte Fulton weitere Aufträge anderer Schifffahrtsunternehmen an der Ostküste. Und Fulton war es auch, der mit der Demologos den Bau des weltweit ersten dampfbetriebenen Kriegsschiffes für die US-Marine in Angriff nahm.

Entwicklungsprozesse und Meilensteine

Wie schwer es ist, überhaupt ein einzelnes Schiff zu benennen, dass „unsere Welt veränderte“ zeigt sich am Beispiel des U-Bootes. Nicht nur, dass Fulton ab 1800 auch hier erfolgreich experimentiert und mit dem Nautilus das weltweit erste praxistaugliche U-Boot gebaut hatte. Ian Graham führt mit der USS Holland von 1897, der U-21 von 1913, der USS Nautilus von 1954 und am Ende dem Tiefsee-Tauchboot Alvin gleich mehrere „weltverändernde“ Fahrzeuge auf, deren Entwicklungsgeschichte spätestens 1620 mit dem ersten erfolgreichen Tauchgefährt des Holländers Cornelius Drebbel begann. Natürlich bleiben in verschiedenen anderen Zusammenhängen die historisch bedeutenden Tauchfahrzeuge wie die Turtle (1776), die H.L. Huntley (1864) oder der Bathyskaph Trieste (1960) nicht unerwähnt.

Interessante Auswahl mit interessanten Hintergründen

Insgesamt liefert der Autor ein breites Spektrum seefahrtsgeschichtlich bedeutsamer, legendärer oder einfach nur spektakulärer Schiffe. Das reicht von der Sonnenbarke des Cheops, den antiken Ruderschiffen, Schiffen mit denen die Europäer ihren Aufbruch in die Neuen Welten starteten über die Schatzschiffe des Zheng Hes, neuzeitliche Forschungsschiffe, Großsegler und Innovationen des Dampfschiffzeitalters bis hin zu den mächtigen Kriegsschiffen der Weltkriege und den riesigen Passagierschiffen unserer Tage. Eine interessante Auswahl mit interessanten Hintergründen.

Ian Graham: 50 Schiffe, die unsere Welt veränderten. Haupt Verlag 2018. Gebunden, 224 Seiten

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