Fotografien
am Nord-Ostsee-Kanal von 1960 bis 2015
Gleich mehrere
Veränderungen im Gegensatz zu seinen Vorgängern prägen den Band 6 der Reihe
Schifffahrt und Fotografie des Deutschen Schifffahrtsmuseums (DSM). Mit dem
langen Betrachtungszeitraum, durch den das Buch gleich mehrere Epochen der
Schifffahrt veranschaulicht. Nach der Seeschifffahrt und dem Hafenleben wird
nun mit dem Nord-Ostsee-Kanal eine Wasserstraße thematisiert. Die Bilder des
vorliegenden Bandes stammen nicht von einem Berufsfotografen, sondern vom
ehemaligen Leiter des Wissenschaftlichen Archivs des DSM, Klaus-Peter Kiedel und
dem ehemaligen Leiter der DSM-Bibliothek und Schifffahrtshistoriker Arnold
Kludas. Das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen.
Es liegt in
der Natur der Sache, dass den Fotografen eine Vielfalt unterschiedlicher
Wasserfahrzeuge vor die Linse geschwommen ist. Und das nicht nur wegen des
langen Beobachtungszeitraums. Immerhin ist die Verbindung zwischen Hamburg und
Kiel heute die meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt und trotz der
Gebühren im Vergleich zur Umrundung Skagens die in der Regel zeitsparendere und
sicherere Option. Und so wurden im Laufe der Jahre Seebäderschiffe und Passagierliner,
Kreuzfahrer und Kriegsschiffe, Bulkcarrier, Tanker, Liberty Frachter und
Forschungsschiffe, Kümos, Feeder und Fähren und viele mehr bei ihrer Kanalpassage
abgelichtet. Nicht zu vergessen die Arbeitsboote wie Lotsenversetzer, Barkassen
oder Schlepper. Und nicht zuletzt nutzen den „Graben“ natürlich auch die Freizeitskipper.
Was so alles durch den „Graben“ fuhr und
fährt
Es ist also
ein breites Spektrum und ein spannender
Querschnitt durch Schifffahrtsgeschichte seit den sechziger Jahren, das einem
mit den gut ausgewählten Fotos geboten wird. Da präsentiert sich mit der
Continental IV einer der in den sechziger Jahren üblichen Drei-Insel-Tanker
oder mit dem heruntergekommenen Liberty-Frachter Alaska ein in den sechziger
Jahren noch häufig anzutreffender Veteran aus dem 2. Weltkrieg, ein, der als
Einheitstyp immerhin in einer Auflage von mehr als 2700 Stück gebaut wurde.
Auch Deutschland hatte seinen Einheitstyp, „Hansa A“, die dem Leser mit der
ehemaligen Wilhelmshaven der Hamburg-Amerika-Linie unter dem Namen Korsun
Shevchenkovsky begegnet.
Gut ausgewählte Fotos, gute Texte
Es ist ein angenehmes
Wechselspiel der Gefühle, wenn sich der Betrachter Seite für Seite mit dem
ganzen Spektrum schiffsbautechnischer Schöpfungen zwischen elegant, skurril und
gelegentlich auch hässlich konfrontiert sieht, gelegentlich in Erinnerungen
schwelgen, aber auch die zweckmäßige Ästhetik der modernen Container und
Spezialschiffe auf sich wirken lassen kann. Der Abriss der Geschichte des
Kanals ist kurzweilig geschrieben und informativ. Gleiches gilt für die
Bildbeschreibungen, die trotz ihrer zwangsläufigen Kürze, gut lesbar
formuliert, eine Fülle an wesentlichen Informationen zum jeweiligen Schiff und
dazugehörige historische Hintergrundinformationen liefern. Ein gelungenes Buch.
Klaus-Peter
Kiedel/Arnold Kludas: Dampfer, Kümos und Containerschiffe. Fotografien am Nord-Ostsee-Kanal von 1960
bis 2015. Oceanum Verlag 2016. Hardcover 95 Seiten.
Lesen Sie auch: Menschen, Schiffe Ladungen. Fotografienaus dem Hamburger Hafen der 1950er und 1960er Jahre
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