Religiöse
Symbolik im maritimen Leben
Seit
Menschengedenken ist die Seefahrt mit spirituellen und religiösen Aspekten
verbunden. Und so ist es kein Wunder, dass sich auch in den christlich
geprägten Kulturen die religiöse Symbolik im maritimen Leben niederschlug. Bis
heute findet sich diese Symbolik in Begriffen und Institutionen der Seefahrt
europäischer Tradition wieder. Das Buch „Glaube Seefahrt, Christentum“
thematisiert diese Aspekte.
Nach einer
Einführung mit Beispielen von mythologisch/religiösen Seebezügen alter Kulturen
sammelt Peter Gerds in seinem Buch zahlreiche Quellen, die einen Zusammenhang
zwischen christlicher Symbolik und Maritimem herstellen. Da werden Bibeltexte
zitiert, Heilige mit Bezug zu Schiffen und Meer aufgeführt, natürlich darf die
Arche nicht fehlen und nicht zuletzt stöbert der Autor in Kirchen, auf
Friedhöfen und anderen christlichen Institutionen sehr erfolgreich nach sichtbaren
Verbindungen zur Welt der Seefahrt.
Eine Seefahrt
unter dem Aspekt „christliche Werte“ ist nicht erkennbar
Eine ganze
Reihe interessanter Informationen kommen auf diese Weise in dem Büchlein
zusammen. So beispielsweise zu den Themen Gebete und Gottesdienste auf See, christliche
Begriffe in der maritimen Welt oder unter dem Stichwort „Seemannsmission“ die
Organisation gegenseitiger Unterstützung von Seeleuten. Wer allerdings nach
einer nachvollziehbaren Definition einer Seefahrt, die sich aufgrund
christlicher Werte von der Seefahrt anderer Kulturen unterscheidet, wird bei
der Lektüre des Buches enttäuscht werden. Denn weder so etwas wie die Schiffs-
oder Äquatortaufe, noch solidarische Zusammenschlüsse von Seefahrern, noch Dankgebete,
Bordgottesdienste, Gelübde oder maritime Wallfahrten sind etwas spezifisch Christliches.
Nicht jedes
christliche Symbol ist auch religiöser Natur
Tatsächlich
fällt bei der Lektüre des Buches auf, dass sich sehr viel mehr maritime
Symbolik in den Religionen findet, als - abgesehen von Begriffen - christliche Symbolik in der Seefahrt. Rituale
wie Schiffs- und Äquatortaufen als christliche Symbolik zu werten ist
sicherlich ebenso weit hergeholt, wie der Tatsache, dass Kirchtürme in der
nordeuropäischen Küstenschifffahrt als willkommene Landmarken dienten, einen spezifischen
christlichen Charakter zu verleihen. Keine Frage, das Minarett einer Moschee an
der tunesischen Küste als Landmarke zu nutzen, macht aus einem Kreuzritter
keinen Moslem.
Statt „religiöse
Symbolik im maritimen Leben“ eher ein Buch über „maritime Symbolik im religiösen
Leben“
Angesichts
der Probleme, die die Seefahrt der vergangenen Jahrtausende mit sich brachte, versteht
es sich von selbst, dass es auf See primär um pragmatische Fragen ging. Die mit
der Seefahrt und ihren Protagonisten in Verbindung stehende religiöse Symbolik
manifestierte sich vor allem an Land in Zusammenhang mit der Institution Kirche
(Votivgaben, Inschriften auf Grabsteinen etc.) und den damit verbundenen gesellschaftlichen
Zwängen. Dass genau das am Ende der Lektüre deutlich wird, ist möglicherweise nicht
Absicht, aber dennoch ein Verdienst des Autors. Wer das Buch also unter dem
Aspekt „maritime Symbolik im religiösen Leben“ liest, ist damit durchaus gut
bedient.
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