Eigentlich hätte es eine Deutsche Pazifische Expedition werden sollen, mit der nach dem ersten Weltkrieg unter anderem das Selbstbewusstsein Deutschlands gestärkt werden sollte. Reinhard Hohheisel-Huxmann, vom Deutschen Schifffahrtsmuseum Bremerhaven, beschreibt in seinem Buch „Die Deutsche Atlantische Expedition 1925 – 1927“ Vorgeschichte, Planung und Verlauf eines Meilensteins der internationalen Meeresforschung.
Als 1914 der Kiel des Auslandskanonenboots „Meteor“ gelegt wurde, da war es eindeutig für den Einsatz in den Deutschen Kolonien gedacht. Selbstverständlich gehörten zu den Aufgaben eines Auslandskanonenbootes auch Vermessungs- und andere wissenschaftliche Arbeiten in den fernen Gewässern. Dementsprechend war auch eine wissenschaftliche Ausrüstung vorgesehen. Aber allein der Name Meteor, der als Traditionsname an das gleichnamige Kanonenboot, das sich 1870 erfolgreich mit dem französichen Aviso Bouvet ein Gefecht geliefert hatte, zeigt die geplante Verwendung als Kriegsschiff. Nach Beginn des ersten Weltkrieges wurde das nun nicht mehr benötigte Auslandskanonenboot vorzeitig vom Stapel gelassen, um kriegswichtigeren Bauten Platz zu schaffen. Nach dem Krieg, im Dezember 1918, gab es bereits die ersten Pläne, den Rumpf der Meteor als Vermessungsschiff fertigzustellen. Letztendlich waren es die Taktiererei der Admiralität, das Bedürfnis, wieder Flagge in der Welt zu zeigen, und nicht zuletzt die Nachkriegswirren mit Inflation und Währungsreform, die zu der ersten modernen systematischen Meeresforschungsexpedition im Atlantik geführt hatte. Die Admiralität wollte sich durch die Indienststellung der Meteor als Vermessungsschiff, die Möglichkeit der späteren Verwendung als Kriegsschiff offen halten und somit die Grenzen des Versailler Vertrages ausweiten. Gleichzeitig sollte das Schiff eine mehrjährige Auslandsreise machen, um international wieder Flagge zu zeigen. Ein Forschungsprojekt war hierfür ein guter Anlass. Und wenn schon Forschungsprojekt, dann etwas richtig Großes, um die Deutsche Wissenschaft wieder an die Weltspitze zu katapultieren, so zumindest die Meinung der patriotischen Wissenschaftler, die mit der Ausarbeitung eines Konzeptes beauftragt worden waren.
Statt drei Jahre Pazifik, zwei Jahre Atlantik
Es wurde tatsächlich etwas richtig großes, die Deutsche Atlantische Expedition von 1925 bis 1927. Zwar kam es unter anderem aus finanziellen Gründen nicht zu der von Alfred Merz vom Institut für Meereskunde 1921 vorgeschlagenen mehr als dreijährigen Pazifischen Expedition, seine umfassenden wissenschaftlichen Fragestellungen und systematischen Vermessungsprogramme sollten aber maßgeblich in die Atlantische Expedition einfließen. Immerhin, die zweijährige, mit vielen technischen und natürlichen Hindernissen bestückte Forschungsexpedition hatte letztendlich Daten geliefert, deren Auswertung bis in die 1960er Jahre dauerte. Die Reise, so die Bewertung des Autors des vom Deutschen Schifffahrtsmuseum herausgegebenen Buches, stellte eine innovative Zäsur am Übergang von der beschreibenden zur physikalischen Meereskunde dar. Schließlich wurde erstmals ein ganzer Ozean systematisch sowohl in der Atmosphäre als auch in der Wassersäule beprobt. Und nicht zuletzt wurden unter Einsatz des damals hochmodernen Echolotverfahrens auf 13 Ozeanüberquerungen Tiefenprofile über das gesamte Meeresbecken gelegt. Historisch- politisch- ökonomische Hintergründe, technische Details des Schiffes, der Ausrüstung und der Methoden, lebendige Fahrtberichte und wissenschaftliche Hintergründe beleuchtet Hohheisel- Huxmann für den interessierten Leser sehr verständlich und anschaulich. Die Lektüre dieses Buches weckt, falls nicht bereits vorhanden, Lust auf mehr zu diesem Thema. Nicht zuletzt sollte man gerade bei diesem Buch auch die Anmerkungen beachten. Zwar hinterläßt der Text auch ohne die Lektüre der Anmerkungen keinerlei Verständnislücken, aber die Anmerkungen bieten noch viele zusätzliche Informationen und Hinweise, auf die man einfach nicht verzichten sollte.
Reinhard Hoheisel- Huxmann: Die Deutsche Atlantische Expedition 1925 – 1927, Planung und Verlauf. Convent Verlag 2007. Gebunden, 125 Seiten.
Als 1914 der Kiel des Auslandskanonenboots „Meteor“ gelegt wurde, da war es eindeutig für den Einsatz in den Deutschen Kolonien gedacht. Selbstverständlich gehörten zu den Aufgaben eines Auslandskanonenbootes auch Vermessungs- und andere wissenschaftliche Arbeiten in den fernen Gewässern. Dementsprechend war auch eine wissenschaftliche Ausrüstung vorgesehen. Aber allein der Name Meteor, der als Traditionsname an das gleichnamige Kanonenboot, das sich 1870 erfolgreich mit dem französichen Aviso Bouvet ein Gefecht geliefert hatte, zeigt die geplante Verwendung als Kriegsschiff. Nach Beginn des ersten Weltkrieges wurde das nun nicht mehr benötigte Auslandskanonenboot vorzeitig vom Stapel gelassen, um kriegswichtigeren Bauten Platz zu schaffen. Nach dem Krieg, im Dezember 1918, gab es bereits die ersten Pläne, den Rumpf der Meteor als Vermessungsschiff fertigzustellen. Letztendlich waren es die Taktiererei der Admiralität, das Bedürfnis, wieder Flagge in der Welt zu zeigen, und nicht zuletzt die Nachkriegswirren mit Inflation und Währungsreform, die zu der ersten modernen systematischen Meeresforschungsexpedition im Atlantik geführt hatte. Die Admiralität wollte sich durch die Indienststellung der Meteor als Vermessungsschiff, die Möglichkeit der späteren Verwendung als Kriegsschiff offen halten und somit die Grenzen des Versailler Vertrages ausweiten. Gleichzeitig sollte das Schiff eine mehrjährige Auslandsreise machen, um international wieder Flagge zu zeigen. Ein Forschungsprojekt war hierfür ein guter Anlass. Und wenn schon Forschungsprojekt, dann etwas richtig Großes, um die Deutsche Wissenschaft wieder an die Weltspitze zu katapultieren, so zumindest die Meinung der patriotischen Wissenschaftler, die mit der Ausarbeitung eines Konzeptes beauftragt worden waren.
Statt drei Jahre Pazifik, zwei Jahre Atlantik
Es wurde tatsächlich etwas richtig großes, die Deutsche Atlantische Expedition von 1925 bis 1927. Zwar kam es unter anderem aus finanziellen Gründen nicht zu der von Alfred Merz vom Institut für Meereskunde 1921 vorgeschlagenen mehr als dreijährigen Pazifischen Expedition, seine umfassenden wissenschaftlichen Fragestellungen und systematischen Vermessungsprogramme sollten aber maßgeblich in die Atlantische Expedition einfließen. Immerhin, die zweijährige, mit vielen technischen und natürlichen Hindernissen bestückte Forschungsexpedition hatte letztendlich Daten geliefert, deren Auswertung bis in die 1960er Jahre dauerte. Die Reise, so die Bewertung des Autors des vom Deutschen Schifffahrtsmuseum herausgegebenen Buches, stellte eine innovative Zäsur am Übergang von der beschreibenden zur physikalischen Meereskunde dar. Schließlich wurde erstmals ein ganzer Ozean systematisch sowohl in der Atmosphäre als auch in der Wassersäule beprobt. Und nicht zuletzt wurden unter Einsatz des damals hochmodernen Echolotverfahrens auf 13 Ozeanüberquerungen Tiefenprofile über das gesamte Meeresbecken gelegt. Historisch- politisch- ökonomische Hintergründe, technische Details des Schiffes, der Ausrüstung und der Methoden, lebendige Fahrtberichte und wissenschaftliche Hintergründe beleuchtet Hohheisel- Huxmann für den interessierten Leser sehr verständlich und anschaulich. Die Lektüre dieses Buches weckt, falls nicht bereits vorhanden, Lust auf mehr zu diesem Thema. Nicht zuletzt sollte man gerade bei diesem Buch auch die Anmerkungen beachten. Zwar hinterläßt der Text auch ohne die Lektüre der Anmerkungen keinerlei Verständnislücken, aber die Anmerkungen bieten noch viele zusätzliche Informationen und Hinweise, auf die man einfach nicht verzichten sollte.
Reinhard Hoheisel- Huxmann: Die Deutsche Atlantische Expedition 1925 – 1927, Planung und Verlauf. Convent Verlag 2007. Gebunden, 125 Seiten.
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