Das Buch des
ehemaligen Chefarchäologen des National Maritime Museum in Greenwich, und späteren
Universitätsprofessors in Oxford und Southampton, Seán McGrail darf sicher zu
Recht als das Standardwerk zum Thema Schiffsarchäologie von der Frühzeit bis
zum Mittelalter gelten. Vor allem deshalb, weil es einen umfassenden und
methodischen Überblick zum Thema liefert.
In der
Einführung erhält der Leser mit den Erläuterungen zu den methodischen und materiellen
Grundlagen der Meeres- und Schiffsarchäologie des beschriebenen Zeitraums sowie
dem konzeptionellen Aufbau des Buches wertvolle Hinweise. Da werden neben den
archäologischen Funden selbst, weitere Quellen und deren Bedeutung
beispielsweise für die Rekonstruktion und Interpretation von Schiffsfunden angesprochen.
Neben den jeweiligen Umweltbedingungen, kulturellen Besonderheiten oder regionalen
Schiffbautraditionen gehören Seehandels- und Transportstrukturen,
selbstverständlich auch Dokumente oder Abbildungen auf Siegeln, in
Grabmalereien, Felsritzzeichnungen oder auf Keramik dazu.
Eine schifffahrtsarchäologische Weltreise durch
Raum und Zeit
McGrail
startet seine archäologische Reise in Ägypten. Hier finden sich die ersten
Hinweise auf die Nutzung von Flößen oder Booten in Form von Darstellungen auf
Tontellern etwa aus der Mitte des 4. Jahrtausends vor unserer Zeitrechnung. Neben
den genähten und gedübelten Plankenbooten und –schiffen und ihre Entwicklung
bis in die griechisch-römische Zeit, werden hier natürlich auch die Tontopf-,
Tierbalgflöße und Schilfboote diskutiert. Es folgen der arabische Raum, das
Mittelmeer und das atlantische Europa. Immer spannender wird es für den eurozentrierten
Leser, wenn McGrail über Indien, Australien schließlich die
seefahrtshistorischen Gefilde Südostasiens, Ozeaniens und Chinas erreicht. Und
auch der am Ende der schiffsarchäologischen Weltumrundung dargestellte amerikanische
Wassertransport erweist sich als unerwartet faszinierend.
uneingeschränkt empfehlenswert
Für den
Freund der Frühgeschichtlichen Seefahrt bietet dieses Buch einen umfassenden
Überblick und eine schier unerschöpfliche Informationsquelle, die nicht nur
viele verschiedene Aspekte zum Thema in ihrem jeweiligen Kontext behandelt.
Trotz des gewaltigen zeitlichen und räumlichen Spektrums, findet der Leser eine
große Menge an Details und konkreten Beispielen. Mit seinen mehr als 20 Seiten
Bibliografie liefert das großformatige Buch zudem eine wahre Fundgrube an
vertiefender Spezialliteratur.
Seán McGrail: Boats of the World. From
the Stone Age to Medieval Times. Oxford University Press 2001. Broschiert 480
Seiten.
Lesen Sie
zum Thema folgende GeschiMag-Artikel:
Die römischen Lastkähne in Gallien und Germanien
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