Montag, 11. Juni 2018

Álvaro de Mendana

Auf der Suche nach der Terra Australis Incognita

Die Entdeckung der Neuen Welt durch Christoph Kolumbus liegt rund siebzig Jahre zurück. Auch die Umrundung Afrikas und damit die Erschließung des südlichen Weges nach Indien durch Vasco da Gama ist kaum ein Jahrhundert alt. 1513 sieht Nunez de Balboa nach der Durchquerung der Landenge von Panama als erster Europäer den Pazifik und 1519 tritt Ferdinand Magellan die erste Weltumsegelung an. Als sich Alvaro de Mendana y Neyra 1567 auf seine erste Expedition von Peru aus nach Westen begibt, ist die Landmasse, die die Kartographen seit der Antike unter dem Namen Terra Australis auf der südlichen Halbkugel vermuten, immer noch nicht entdeckt. Mit dem vorliegenden Buch lässt der Autor Christoph Braumann die beiden Reisen eines der letzten Konquistadoren lebendig werden.


Auf der Suche nach den Inseln des Salomo

Zwei Galeonen mit mehr als 160 Personen, darunter vier Franziskanermönche und eine Anzahl schwarzer Sklaven sowie Verpflegung und Wasser für mehrere Monate an Bord starteten 1567 in die Weiten des Pazifischen Ozeans. Das Kommando über die Expedition hatte der in diesen Dingen unerfahrene Neffe des Gouverneurs von Peru, Álvaro de Mendana. Angeregt wurde diese Reise durch den Seefahrer und Kosmographen Pedro Sarmiento de Gamboa, der den Legenden der Indios von etwa 600 Leguas (ca. 3.300 km) von der peruanischen Küste entfernten großen Goldinseln verfallen war. Natürlich war Gold bei den spanischen Seefahrern ein recht starkes Motiv, sich auf eine Reise ins Ungewisse einzulassen. Aber es gab auch andere Ziele, etwa die Entdeckung des Südkontinents oder aber der Zugang zu den Reichtümern Chinas und Ostindiens über die Philippinen und neu zu entdeckende Gewürzinseln, die noch nicht in portugiesischer Hand waren. Und nicht zuletzt gab es ja noch den Auftrag, die heidnische Bevölkerung der zu entdeckenden Länder zum christlichen Glauben zu bekehren.

Zwischen Gier, Glaube und Sendungsbewusstsein

Christoph Braumann gelingt es, die unterschiedlichen Motive und Charaktere der Reisenden, die persönlichen Konflikte und die Lebensbedingungen an Bord aber auch die Hierarchien und Machtkämpfe zwischen den führenden Expeditionsteilnehmern durch die geschickte Verbindung von umfassenden Auszügen aus den zeitgenössischen Reiseberichten und eigenen Textpassagen anschaulich zu präsentieren. Zudem liefert er mit seinen eingeflochtenen Hintergrundinformationen zu den politischen Rahmenbedingungen, gesellschaftlichen Grundlagen oder zum damaligen geographischen Kenntnisstand ein wichtiges Fundament zum Verständnis der Unternehmung. Auch, wenn die Expeditionen Mendanas sicher nicht die Bedeutendsten der europäischen Expansion sind, so liefern sie doch ein anschauliches Beispiel für die Entschlossenheit, das Sendungsbewusstsein und nicht zuletzt das kulturelle Überlegenheitsgefühl, das so charakteristisch für die europäischen Entdecker und Eroberer war. Interessant an Braumanns Buch ist zudem, dass dem Leser, der sich bereits mit anderen Reiseberichten des Zeitalters der Entdeckungen und Kolonisierungen auseinandergesetzt hat durch die möglichst authentische Darstellung der spanischen Unternehmung auch die mentalen Unterschiede zwischen den europäischen Nationen bei ihrer globalen Expansion deutlich werden.

Empfehlenswert

Christoph Braumann hat mit seinem Buch über die Expeditionen des Alvaro de Mendanja ein interessantes Kapitel über im deutschsprachigen Raum kaum bekannte Teile der spanischen Welteroberung aufgeschlagen. Hierzu hat er die erhaltenen historischen Berichte erstmals umfassend ins Deutsche übersetzt. Ein für den interessierten Laien gut lesbares, packend aufgearbeitetes, aber auch fachlich solides Werk .

Christoph Braumann: Alvaro de Mendana. Auf der Suche nach der Terra Australis Incognita. BoD 2018. Paperback, 347 Seiten

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