Auf der Suche nach der Terra Australis
Incognita
Die Entdeckung der Neuen Welt durch
Christoph Kolumbus liegt rund siebzig Jahre zurück. Auch die
Umrundung Afrikas und damit die Erschließung des südlichen Weges
nach Indien durch Vasco da Gama ist kaum ein Jahrhundert alt. 1513
sieht Nunez de Balboa nach der Durchquerung der Landenge von Panama
als erster Europäer den Pazifik und 1519 tritt Ferdinand Magellan
die erste Weltumsegelung an. Als sich Alvaro de Mendana y Neyra 1567
auf seine erste Expedition von Peru aus nach Westen begibt, ist die
Landmasse, die die Kartographen seit der Antike unter dem Namen Terra
Australis auf der südlichen Halbkugel vermuten, immer noch nicht
entdeckt. Mit dem vorliegenden Buch lässt der Autor Christoph
Braumann die beiden Reisen eines der letzten Konquistadoren lebendig
werden.
Auf der Suche nach den Inseln des
Salomo
Zwei Galeonen mit mehr als 160
Personen, darunter vier Franziskanermönche und eine Anzahl schwarzer
Sklaven sowie Verpflegung und Wasser für mehrere Monate an Bord
starteten 1567 in die Weiten des Pazifischen Ozeans. Das Kommando
über die Expedition hatte der in diesen Dingen unerfahrene Neffe des
Gouverneurs von Peru, Álvaro de Mendana. Angeregt wurde diese Reise
durch den Seefahrer und Kosmographen Pedro Sarmiento de Gamboa, der
den Legenden der Indios von etwa 600 Leguas (ca. 3.300 km) von der
peruanischen Küste entfernten großen Goldinseln verfallen war.
Natürlich war Gold bei den spanischen Seefahrern ein recht starkes
Motiv, sich auf eine Reise ins Ungewisse einzulassen. Aber es gab
auch andere Ziele, etwa die Entdeckung des Südkontinents oder aber
der Zugang zu den Reichtümern Chinas und Ostindiens über die
Philippinen und neu zu entdeckende Gewürzinseln, die noch nicht in
portugiesischer Hand waren. Und nicht zuletzt gab es ja noch den
Auftrag, die heidnische Bevölkerung der zu entdeckenden Länder zum
christlichen Glauben zu bekehren.
Zwischen Gier, Glaube und
Sendungsbewusstsein
Christoph Braumann gelingt es, die
unterschiedlichen Motive und Charaktere der Reisenden, die
persönlichen Konflikte und die Lebensbedingungen an Bord aber auch
die Hierarchien und Machtkämpfe zwischen den führenden
Expeditionsteilnehmern durch die geschickte Verbindung von
umfassenden Auszügen aus den zeitgenössischen Reiseberichten und
eigenen Textpassagen anschaulich zu präsentieren. Zudem liefert er
mit seinen eingeflochtenen Hintergrundinformationen zu den
politischen Rahmenbedingungen, gesellschaftlichen Grundlagen oder zum
damaligen geographischen Kenntnisstand ein wichtiges Fundament zum
Verständnis der Unternehmung. Auch, wenn die Expeditionen Mendanas
sicher nicht die Bedeutendsten der europäischen Expansion sind, so
liefern sie doch ein anschauliches Beispiel für die
Entschlossenheit, das Sendungsbewusstsein und nicht zuletzt das
kulturelle Überlegenheitsgefühl, das so charakteristisch für die
europäischen Entdecker und Eroberer war. Interessant an Braumanns
Buch ist zudem, dass dem Leser, der sich bereits mit anderen
Reiseberichten des Zeitalters der Entdeckungen und Kolonisierungen
auseinandergesetzt hat durch die möglichst authentische Darstellung
der spanischen Unternehmung auch die mentalen Unterschiede zwischen
den europäischen Nationen bei ihrer globalen Expansion deutlich
werden.
Empfehlenswert
Christoph Braumann hat mit seinem Buch
über die Expeditionen des Alvaro de Mendanja ein interessantes
Kapitel über im deutschsprachigen Raum kaum bekannte Teile der
spanischen Welteroberung aufgeschlagen. Hierzu hat er die erhaltenen
historischen Berichte erstmals umfassend ins Deutsche übersetzt. Ein
für den interessierten Laien gut lesbares, packend aufgearbeitetes,
aber auch fachlich solides Werk .
Christoph Braumann: Alvaro de Mendana.
Auf der Suche nach der Terra Australis Incognita. BoD 2018.
Paperback, 347 Seiten
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