Mittwoch, 13. September 2017

Melbye, Maler des Meeres

Sonderausstellung im Altonaer Museum

Anton Melbye, Der Orkan, 1866
Öl auf LW, Privatsammlung Hamburg
Foto SHMH, Elke Schneider
Zum 200sten Geburtstag des dänischen Künstlers Anton Melbye (1818-1875) zeigt das Altonaer Museum vom 20.09.2017 bis zum 04.02. 2018 die erste museale Einzelausstellung mit Leihgaben aus deutschen und dänischen Museen, dem dänischen Königshaus, aus Paris und den Niederlanden sowie zahlreichen Werken aus Privatsammlungen die erstmals öffentlich präsentiert werden.
Melbye ist bekannt für seine einzigartigen „Meereslandschaften“, die bei seinen Zeitgenossen außerordentlich begehrt waren. Seine künstlerische Laufbahn begann er 1838 als Privatschüler Christoffer Wilhelm Eckersberg, dessen neue „Kopenhagener Schule“ die exakte Widergabe des Realen auf der Basis eines intensiven Naturstudiums propagierte. Anton Melbye emanzipierte sich schnell von der sachlichen Kunstauffassung Eckersbergs und entwickelte, angeregt durch die Arbeiten des Norwegers Johan Christian Clausen Dahl und Caspar David Friedrich einen ersten eigenen, romantischen Stil.

Anton Melbye, Der Leuchtturm
von Eddystone, 1844 Öl auf
Leinwand, Privatsammlung Hamburg
Melbye lebte in einer künstlerisch und politisch bewegten Zeit und die Karriere des auch bei den Herrschern seiner Zeit geachteten Künstlern, führte ihn durch ganz Europa. Er erlebte als Sympathisant der Revolutionäre das Revolutionsjahr 1848 in Paris, und nahm dort vielfältige künstlerische Strömungen auf. Bereits 1852 gehörte der dänische Künstler zu den namhaften Marinemalern der französischen Metropole.
Kurz vor Beginn des Krimkrieges begleitete Melbye die französische Marine ins Mittelmeer. Als Gast der französischen Botschaft am Bosporus entwickelte der experimentierfreudige Maler sein Interesse zur Landschaftsmalerei.

Anton Melbye. Im Sturm
1865 Öl auf Leinwand
Privatsammlung
Den Orden der Ehrenlegion verlieh ihm Kaiser Napoleon III jedoch für sein 1854 entstandenes und heute verschollenes Gemälde der Dampffregatte „Napoleon“.
Als der Künstler am 10. Januar 1875 in Le Pecq bei Paris starb, hatte er eine vielschichtige künstlerische und persönliche Entwicklung hinter sich (siehe Biographie am Ende des Beitrags). Und auch, wenn es vor allem die Seestücke und Schiffsgemälde waren, die ihm Ruhm und Einkommen verschafften, das Werk Melbyes umfasst aus künstlerischer Sicht wesentlich mehr, als Marinemalerei.

Die Ausstellung

Mit der Ausstellung "Melbye. Maler des Meeres" soll dieser Komplexität des Malers, seiner Zeit und seines Schaffens Ausdruck verliehen werden. Sie gliedert sich in vier Themenbereiche, die in vier Räumen untergebracht sind. Der Rundgang beginnt mit Anton Melbyes erster Schaffensphase 1838 bis 1847 in Kopenhagen im „Goldenen Zeitalter“ dänischer Malerei. Das Revolutionsjahr 1848, das der Künstler in Paris erlebte, und die Schleswig- Holsteinische Erhebung sind Thema des zweiten Raums.
Anton Melbye, Strandlandschaft mit Reitern
1865, Kohlezeichnung, Privatsammlung Hamburg
Seine künstlerischen Experimente 1848 bis 1857 in Paris stehen im Mittelpunkt des dritten Saales, gefolgt von der Bosporusreise 1853/54. Im vierten Ausstellungsraum sind Melbyes Landschaften zu entdecken. Den Rundgang beschließt die Hochphase seines Schaffens 1858 bis 1871. Sie führte ihn von Kopenhagen nach Hamburg und begründete seinen Ruf als „populärster Seemaler Europas“.

Begleitprogramm

Neben mehreren Sonntags-Matineen mit Vorträgen, Filmvorführungen und musikalischen Darbietungen wird zur Ausstellung ein besonderes Familienprogramm angeboten, im Rahmen dessen sich auch jüngere Besucher in einer Schiffswerkstatt für Kinder, bei Familienführungen und einigen Seebären-Wochenenden mit dem Maler und dem Malen des Meeres auseinandersetzen können.

Der Begleitband zur Ausstellung erscheint am 19. September 2017.
Hrsg. von Anja Dauschek, Regine Gerhardt und Vanessa Hirsch: Melbye. Maler des Meeres. Dölling und Galitz Verlag 2017. 240 Seiten, 170 Farbabbildungen, Hardcover mit Fadenheftung und Lesebändchen, Format 23 x 28 cm.

Anton Melbye, Die Reede von Kopenhagen, 1859-60, Öl auf Leinwand
Hamburger Kunsthalle, bpk, Foto Elke Walford

Anton Melbye - Biografie

1815 – 1848: In Schleswig und Holstein führen nationalliberale Bewegungen zu Unabhängigkeitsbestrebungen vom dänischen Gesamtstaat. Dänemark strebt eine verfassungsrechtliche Einbindung der Herzogtümer an.
1818 - Anton Melbye wird am 13. Februar in Kopenhagen geboren. Christoffer Wilhelm Eckersberg (1783-1853) prägt das „Goldene Zeitalter“ dänischer Malerei (1818-1848).
1833 – ca. 1837: Besuch der Schiffskonstruktionsschule.
1838 – 1839: Kunststudium als Privatschüler bei Eckersberg. Spezialisierung auf Seestücke.
1840: Ausstellungsdebüt an der Kunstakademie. Christian VIII. wird Melbyes Mäzen. Emanzipation von Eckersberg.
1841: Seereisen mit der dänischen Marine in die Nord- und Ostsee, 1844 nach Marokko.
1843: Gewinn des Neuhausen-Wettbewerbs. Beginn des Konflikts mit dem Kunsthistoriker Niels Laurits Høyen (1798-1870), der eine an nationalen Ideen orientierte Kunstpolitik betreibt. Die Nationalromantik dominiert die dänische Kunstszene für vier Jahrzehnte.
1846: Gewinn der Ausstellungsmedaille und des Reisestipendiums der Kunstakademie.
1847: Stockholm-Reise. Antritt des Reisestipendiums in Richtung Paris.
1848: Februarrevolution in Paris und Beginn der Zweiten Republik. Debüt im Pariser Salon. Weitere Beteiligungen 1849, 1850/51, 1853 und 1857. Melbye findet zu einer naturnahen Malweise mit intensivem Kolorit. Parallel mit Camille Corot (1796-1875) ab
1850 Hinwendung zur Kohlezeichnung. Melbye lebt bis 1857 in Paris.
1848 – 1851: Schleswig-Holsteinische Erhebung. Fortbestand der dänischen Herrschaft über Schleswig und Holstein.
1851 – 1852: Längerer Hamburg-Aufenthalt. Erste Ausstellung in Berlin.
1852: Beginn des Zweiten Kaiserreichs in Frankreich.
1853 – 1854: Bosporusreise mit der französischen Marine. Osmanischer Medjidie- Orden. Licht und Natur faszinieren Melbye.
1853/54 – 1856: Krimkrieg zwischen Russland und dem Osmanischen Reich und seinen Alliierten.
1854: In Paris Ritterorden der Légion d’Honneur. Erste Binnenlandschaften in Öl.
1855: Beteiligung an der Weltausstellung in Paris, erneut 1862, 1867 und 1873. Camille Pissarro (1830-1903) wird bis 1857 von Melbye gefördert.
1857: Hochzeit mit Alice Dupré (1830-1909) in Altona.
1858: Rückkehr aus Paris nach Kopenhagen. Mitgliedschaft in der Kunstakademie. Dannebrog-Orden.
1860: Umzug von Kopenhagen nach Hamburg, wo Melbye bedeutende private Sammlerkreise begeistert. Besonders begehrt sind seine repräsentativen Meereslandschaften in dunkler Palette.
1862: Professorentitel der Kopenhagener Kunstakademie.
1864: Deutsch-Dänischer Krieg. Dänemark verliert die Herrschaft über Schleswig und Holstein an den Deutschen Bund.
1866: Skandinavische Kunstausstellung in Stockholm. Mitgliedschaft in der Kunstakademie. Norwegischer St. Olaf-Orden.
1870 – 1871: Deutsch-Französischer Krieg. Abdankung Napoléons III. Gründung des Deutschen Kaiserreichs. Melbye zieht 1871 nach Frankreich.
1872: Erste Einzelausstellung in Hamburg.
1873: Medaille für Kunst auf der Weltausstellung in Wien. Schwere Erkrankung, Ende des Kunstschaffens.
1875: Am 10. Januar stirbt Melbye in Le Pecq bei Paris. Zweite Einzelausstellung in Hamburg, eine dritte folgt 1900.

Quelle: Presseinfos Historische Museen Hamburg, Altonaer Museum

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